Stillen: 12 Tipps, wie es wirklich klappt

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Stillen ist ohne Frage das Gesündeste für ein Baby. Neben einer perfekt zugeschnittenen Ernährung bitte Stillen zusätzlich Geborgenheit, Zuwendung und Nähe. Das sind alles Dinge, die ein Neugeborenes dringend braucht.
Doch wie lange sollte eine Mahlzeit dauern? Und was ist die beste Position für das Stillen?

Stillen: Die Muttermilch als Wunder der Natur

Durch das Stillen erhält das Kind alle für das Wachstum so wichtigen Nährstoffe. Ob Eiweiße, Vitamine, Kohlenhydrate oder Fette: die Muttermilch ist optimal auf die Bedürfnisse des Babys zugeschnitten. Die Muttermilch ist also mehr als nur ein Durstlöscher.

Forscher haben sogar herausgefunden, dass die Zusammensetzung der Muttermilch von verschiedensten Faktoren beeinflusst wird. Muttermilch für Jungen erhält zum Beispiel mehr Milchzucker als die Muttermilch für Mädchen. Das hängt damit zusammen, dass die Natur Jungen eher kräftiger haben will als Mädchen. Nicht nur das Geschlecht des Babys beeinflusst die Zusammensetzung der Muttermilch. Beim Stillen spielt auch das Alter des Kindes eine Rolle. Zusätzlich ist der Geschmack der Muttermilch abhängig von der Ernährung der stillenden Mutter. Das Baby lernt durch die Milch also verschiedene Geschmäcker kennen und das lange bevor es das erste Mal andere Nahrung erhält.

Muttermilch passt sich also perfekt den wechselnden Bedürfnissen eines wachsenden Kindes an. Zudem ist sie zu jeder Tageszeit verfügbar und hat dabei immer die richtige Temperatur für das Baby. Auch um die Hygiene braucht man sich keine Sorgen zu machen: Muttermilch ist hygienisch einwandfrei.

Warum Stillen so wichtig ist

Natürlich ist Stillen nicht nur wegen der guten Qualität der Muttermilch wichtig.

Stillen bietet weitaus mehr: Durch das Stillen lernen sich Mutter und Kind kennen.

Gerade in den ersten Monaten braucht ein Baby viel Nähe, Wärme und Zärtlichkeit. Mutter und Kind müssen sich miteinander vertraut machen. Gerade das Stillen ist dafür grundlegend.

Die Mutter empfindet dabei oft große Glücksgefühle. Diese Glücksgefühle helfen oft dabei, die Anstrengungen der ersten Monate nach der Geburt zu bewältigen. Ausgelöst werden sie durch bestimmte Hormone, die wiederrum durch das Saugen des Kindes an der Brust ausgeschüttet werden. Durch die Wärme und Nähe beim Stillen lernt das Baby, dass es sich auf die Mutter verlassen kann. So kann sich eine tiefe und vertrauensvolle Beziehung entwickeln.

Stillen ist aber nicht nur für die Bindung zwischen Mutter und Kind förderlich. Sie unterstützt auch die Gesundheit des Babys. Vor allem sorgt die Muttermilch für eine gesunde Darmflora. Und der Darm ist enorm wichtig für das Immunsystem. Die Darmflora des Kindes profitiert dabei besonders von den lebenden Milchsäurebakterien in der Muttermilch, die oft als Probiotika bezeichnet werden. Diese Bakterien siedeln sich im Darm an und verhindern, dass sich dort für das Baby schädliche Keime festsetzen. Zusammen mit präbiotischen Ballaststoffen schützen diese Milchsäurebakterien vor Infektionen.

Muttermilch kann noch mehr. Sie schützt mit ihren Antikörpern vor Krankheiten, stärkt mit Antioxidantien die Infektabwehr und und unterstützt durch Lactoferrin die Eisenaufnahme und die Immunabwehr des Babys.

Wie funktioniert eigentlich die Milchbildung?

Infografik: Von den Alveolen fließt die Milch durch die Drüsengänge Richtung Brustwarzen (#01)

Infografik: Von den Alveolen fließt die Milch durch die Drüsengänge Richtung Brustwarzen (#01)

In der Schwangerschaft verändert sich der Körper einer Frau. Das gilt natürlich auf für ihre Brüste. Es bildet sich neues Drüsengewebe, welches einen Teil des Fettgewebes der Brust ersetzt. Bei der werdenden Mutter wachsen Milchgänge und Milchbläschen. In diesen Milchbläschen, die auch Alveolen genannt werden, wird dann die Milch gebildet. Sie sind in Gruppen angeordnet, welche in die Milchgänge münden, durch die die Milch dann zu den Brustwarzen transportiert wird.

Die Bildung der Milch wird durch ein bestimmtes Hormon angeregt. Dieses Hormon heißt Prolaktin (oder auch Milchbildungshormon) und wird in geringen Mengen bereits in der zweiten Schwangerschaftshälfte gebildet wird. Nach der Geburt wird im Körper der Mutter vermehrt Prolaktin produziert, während das Niveau der Schwangerschaftshormone stark sinkt. Der Körper reagiert also auf die Geburt des Kindes und bildet große Mengen Muttermilch.

Der Milchfluss kommt aber dann erst richtig in Schwung, wenn das Baby an der Brust saugt. Denn durch das Saugen wird ein bestimmtes Areal im Gehirn aktiviert, welche für die Produktion von Prolaktin verantwortlich ist. Der Milchfluss wird zusätzlich durch das Hormon Oxytozin geregelt, welches auch den Milchspendereflex reguliert. Damit sich Angebot und Nachfrage gut aufeinander einspielen, sollten Mütter deshalb immer nach Bedarf stillen.

Startklar fürs Stillen

Die Brust bereitet sich also in der Schwangerschaft bereits auf das erste Stillen vor. Sie bildet das so wichtige Drüsengewebe und bereits kleine Mengen der benötigten Hormone. Aber auch das Kind übt das Saugen bereits vor der Geburt. Es trinkt Fruchtwasser und saugt an seinem Daumen. Mutter und Kind sind nach der Geburt bereit für das Stillen. In der Regel muss man also einfach nur anfangen.

Werdende Mütter, die unsicher sind, können sich sowohl während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt Hilfe suchen und das sowohl zu Hause von einer Hebamme oder in einer Klinik. Heutzutage bieten viele Kliniken das Rooming-in an. Dabei ist das neugeborene Kind also immer in einem Zimmer mit der Mutter und kann bei Bedarf sofort an die Brust der Mutter angelegt werden. Fachpersonal in der Klinik kann so vor Ort helfen, die richtige Position zum Stillen zu finden und der Mutter zeigen, wie sie das Kind richtig an die Brust anlegen kann. Sind Mutter und Kind zusammen untergebracht, kann gut ein passender Rhythmus für Tag und auch Nacht entwickelt werden.
Wie die Hebamme zu Hause helfen kann, wie lange man stillen sollte und welche Hilfsmittel beim Stillen unterstützen, erfahren Sie hier.

Wie beginnt man eigentlich mit dem Stillen?

Hat sich das Baby von den Anstrengungen der Geburt erholt, beginnt es meist von selbst mit Saugbewegungen. Es ist wach und nimmt die Welt aufmerksam wahr. Die Mutter sollte ihr Kind möglichst in den ersten ein oder zwei Stunden nach der Geburt das erste Mal an die Brust anlegen.

Nicht immer klappt es beim ersten Mal. Das Baby fängt vielleicht an zu weinen. Hier ist es wichtig, dass die Mutter sich und das Kind nicht unter Druck setzt. Manche Kinder brauchen länger für das Saugen als andere. Es ist schließlich kein Wettbewerb. Mütter sollten sich und ihrem Kind vertrauen. Schon bald werden sie ein eingespieltes Team sein, das perfekt aufeinander abgestimmt arbeitet.

Über die Milch

Die Milch, die aus den Brustwarzen kommt, verändert sich im Laufe der Stillzeit (in der Regel ein Jahr) mehrmals. Generell unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Arten von Milch:

  • Vormilch
    Diese Milch wird auch Kolostrum genannt. Sie wird bereits während der Schwangerschaft gebildet und ist klar und leicht gelblich. Das Baby kann sie leicht verdauen. Außerdem regt sie den Stuhlgang des Kindes an. So kann es die Stoffe aus dem Darm ausscheiden, die es im Mutterleib aufgenommen hat. Dieser erste Stuhlgang hat eine schwarze Färbung und wird deshalb auch als Kindspech bezeichnet. Es ist wichtig, dass das Kind ausreichend Vormilch erhält. Deshalb sollte es in den ersten Tagen besonders häufig zum Stillen angelegt werden.
  • Übergangsmilch
    Diese Milch wird etwa zwischen dem zweiten und vierten Tag nach der Geburt gebildet. Sie ist von gelblicher Farbe und sehr sahnig.
  • Reife Frauenmilch
    Diese Milch ist die eigentliche Muttermilch. Sie verändert sich bis zum Ende der Stillzeit nicht mehr und ist weiß-bläulich gefärbt.

12 Tipps für entspanntes Stillen

Gerade beim ersten Kind sind Mütter verständlicherweise etwas unsicher, auch, wenn es ums Stillen geht. Hier finden Sie einige Tipps, die Ihnen helfen können, Ihr Baby entspannt zu stillen.

  1. Ruhe ist das Wichtigste
    Schwangerschaft, Geburt und der Alltag mit einem Neugeborenen: All das sind Stressfaktoren für die Frau. Deshalb sollten sich frischgebackene Mütter mit ihrem Kind zusammen viel Ruhe gönnen. Das gilt natürlich auch für das Stillen an sich. Gerade junge Babys mögen dabei kein Publikum. Die Mutter wird unruhig und das Kind dadurch nervös. Deshalb sollten sich Mutter und Kind gerade an Anfang zum Stillen an einen ruhigen Ort zurückziehen.
  2. Das Baby richtig anlegen
    Liegt das Kind richtig an, klappt das Stillen besser. Am besten halten Mütter ihr Kind so, dass beide „Bauch an Bauch“ liegen. Der Mund des Babys sollte dabei direkt vor der Brustwarze sein. Es ist wichtig, dass das Kind die Brustwarze mit dem Mund richtig fassen kann. Dafür sollte es die ganze Brustwarze und einen Teil des Warzenhofes im Mund haben. Besonders wunde Brustwarzen lassen sich durch das richtige Anlegen verhindern. Hilfe, wie Sie ihr Kind richtig anlegen, finden Sie hier:
  3. Nähe herstellen
    Körperliche Nähe ist das Wichtigste beim Stillen. Neben dem richtigen Anlegen ist auch die Position der Mutter wichtig. Für Mütter ist es dabei in der Regel entspannter, ihr Baby an sich heranzuziehen, als sich zum Kind hinzubeugen.
  4. Das Baby zum Trinken ermutigen
    Eine Mutter kann ihr Kind mit einer kleinen Hilfestellung zum Trinken ermutigen. Liegt das Kind in der richtigen Position, stupst es die Mutter mit der Brustwarze an den Mundwinkel. Dadurch öffnet das Baby den Mund und fasst die Brust.
  5. Druck auf die Brust durch richtiges Greifen vermeiden
    Der sogenannte „C-Griff“ kann der Mutter helfen, unnötiges Zerren und Druck beim Stillen zu vermeiden. Bei diesem Griff spreizt man den Daumen etwas ab und legt die Hand um die Brust. Der Daumen sollte sich dabei etwas oberhalb der Brustwarze befinden. Durch diesen Griff ist die Brust perfekt von unten gestützt.
  6. Auf beiden Seiten stillen
    Fachärzte raten Frauen dazu, gerade am Anfang mit beiden Brüsten zu stillen. Das ist wichtig, damit die Milchproduktion in beiden Brüsten gleichmäßig angeregt wird. Beim nächsten Anlegen sollte dann die Brust gegeben werden, aus der das Baby beim letzten Mal als zweites getrunken hat. Eine kleine Schleife am BH auf der betreffenden Seite kann Müttern als Erinnerungshilfe dienen.
  7. Nach Bedarf stillen
    Jedes Baby hat beim Stillen sein eigenes Tempo. Manche sind fast hektisch, andere genießen die Mahlzeit. Mütter sollten sich also an ihrem Kind orientieren. Grundsätzlich gilt: Stillen Sie so oft und so lange, wie Ihr Kind es will. In der ersten Zeit kann eine Mahlzeit schon mal bis zu eine Stunde dauern. In der Regel lässt das Baby die Brust danach von selber los.Manchmal nuckeln sich Babys in den Schlaf. Dann sollte man es von der Brust lösen. Findet das Baby nicht den richtigen Rhythmus und lässt sich leicht ablenken oder schläft ein, sobald es an die Brust gelegt wird, sollte sich die Mutter an eine Hebamme wenden.
  8. Beim Stillstreik Ruhe bewahren
    Es kann vorkommen, dass ein Baby das Stillen ablehnt. Das ist besonders dann der Fall, wenn es gerade einen Entwicklungssprung durchmacht. Das ist in der Regel kein Grund zur Panik. Das Kind ist in so einem Fall schlicht zu aufgeregt, um tagsüber zu trinken. Also sollte die Mutter nachts oder im Halbschlaf stillen. Es kann auch sein, dass das Kind durch eine Flasche oder einen Schnuller etwas Besseres und Komfortableres als die Brust entdeckt hat. Dann sollte die Mutter das Kind wieder an die Brust gewöhnen.
  9. Was tun bei Schmerzen?
    Schmerzen in der Brust könne verschiedene Ursachen haben. Zum einen könnte es sich um einen Milchstau handeln. Bei einem Milchstau staut sich die Milch in den nicht völlig entleerten Milchkanälen. Anzeichen dafür können empfindliche, knotige Stellen an der Brust sein. Dazu kommt es oft zu Schwellungen und vermehrter Wärmeentwicklung. Für einen Milchstau gibt es verschiedene Ursachen: zu enge Kleidung, Stress oder falsches Anlegen des Kindes. Neben viel Ruhe und regelmäßigem Stillen können auch Massagen bei einem solchen Milchstau helfen.Werden die Schmerzen von Fieber und Erschöpfung begleitet, kann es sich um eine Brustentzündung handeln. Dann sollte man sich an den eigenen Arzt oder die Hebamme wenden.
  10. Die richtige Position finden
    Sind Mutter und Kind erstmal ein eingespieltes Team, ist Stillen fast überall möglich.Bis es aber soweit ist, sollte man sich am besten eine Art Nest bauen. In diesem Nest können Mütter dann ganz entspannt sitzend oder liegend ihr Kind stillen. Beim Stillen im Sitzen ist es wichtig, dass der Rücken gut gestützt wird. Dazu sollte die Mutter ihre Arme bequem ablegen können.

    Auch die Füße brauchen festen Halt. Nachts, bei großer Müdigkeit oder auch nach einem Kaiserschnitt stillen viele Frauen gerne im Liegen. Gerade die Seitenlagre ist mit leicht angezogenen Beinen stabiler. Schulter und Kopf sollten gut gestützt sein. Der Kopf des Babys sollte sich zum Stillen auf Höhe der Brustwarze befinden.

  11. Abwechslungsreich ernähren
    Ernährt sich die Mutter abwechslungs- und nährstoffreich, so ist auch das Baby bestens versorgt. Zwar leidet die Qualität der Milch nicht unter mangelnden Nährstoffen bei der Mutter, da der Körper dann auf Depots zurückgreift. Eine langfristige Lösung ist das jedoch auf keinen Fall! Eine stillende Frau braucht etwa 530 Kalorien zusätzlich am Tag. Diese sollten vor durch Obst, Brot oder Joghurt aufgenommen werden. Diät halten sollte man während dem Stillen nicht.Wichtig ist es außerdem, ausreichend zu trinken. Das bedeutet mindesten 2,5 Liter am Tag.

     

  12. Und was ist mit Sport?
    Sport in Maßen ist absolut erlaubt und auch durchaus zu empfehlen. Er hilft dabei, Stress abzubauen, gleicht aus und bringt den Kreislauf in Schwung. Man sollte es allerdings nicht übertreiben. Leichtes Joggen, Schwimmen und Walken sind gut geeignet, genauso wie Fahrradfahren (Bitte nicht auf dem Rennrad!).Wichtig ist bei allen Sportarten ein gut sitzender, starker Sport-BH, da die Brüste in der Stillzeit größer und schwerer sind. Grundsätzlich sollte man es beim Sport immer langsam angehen lassen.

Bildnachweise: © Titelbild: Fotolia-rohappy – Bild in der Infografik (#01) Fotolia-Martha Kosthorst – die Infografik  schwarzer.de

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