Schwanger über 40: Es gibt gute Gründe dafür, sich den Kinderwunsch erst später zu erfüllen. Mit ein paar Tipps erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, ein gesundes Baby auf der Welt begrüßen zu dürfen.
Schwanger über 40: Längst keine Ausnahme mehr
Werdende Mütter, die bereits ihren 40. Geburtstag gefeiert haben, waren vor 30 Jahren noch die absolute Ausnahme. Nur 0,8 Prozent aller Mütter waren damals in einem Alter zwischen 40 und 44 Jahren. Mittlerweile ist ihr Anteil mit 4,6 Prozent fast sechsmal so hoch. Ebenfalls stark gestiegen ist der Anteil der Mütter zwischen 35 und 38 Jahren. Im Jahr 2000 waren 13,8 Prozent der Mütter bei der Geburt ihres Kindes in diesem Alter und im Jahr 2015 waren es bereits 21 Prozent. Jedes vierte Baby, das in Deutschland geboren wird, hat also eine Mama, die 35 Jahre oder älter ist und damit als Risikoschwangere eingestuft wird.
Wenn diese Frauen ihren Mutterpass ausgehändigt bekommen, mischt sich in die unglaubliche Freude ein mulmiges Gefühl. Was bedeutet eine Risikoschwangerschaft? Ist es wirklich ein Wagnis, erst später ein Baby zu bekommen? Frauenärzte winken ab und stärken den werdenden Müttern den Rücken. Risiko ist immer subjektiv und eine sportlich aktive 40-jährige Frau, die sich gesund ernährt und alle Vorsorgeuntersuchungen wahrnimmt, bietet ihrem Baby hervorragende Chancen für einen optimalen Start ins Leben.
Schwanger über 40: Vorteile für Mutter und Kind
Eine Studie der University of Southern California kommt sogar zum Ergebnis, dass Frauen erst im Alter von 35 Jahren mental optimale Voraussetzungen für die Kindererziehung mitbringen.
Späte Mütter punkten mit Eigenschaften, die für das Leben mit Kindern extrem wichtig sind:
- Organisationstalent
- Offenheit der Weltanschauung
- Sprachgedächnis
- Aufmerksamkeit
- Konzentrationsfähigkeit
Darüber hinaus verfügen ältere Mütter bereits über mehr Lebens- und vor allem Berufserfahrung. Sie haben nicht das Gefühl, etwas zu verpassen, sondern lassen sich bewusst auf das Abenteuer Mutterschaft ein. Das gilt übrigens auch für ältere Väter, die das Familienleben genießen, anstatt durchfeierten Nächten nachzutrauern. Eltern, die schon mehr als ein Jahrzehnt im Beruf sind, verfügen außerdem über höhere finanzielle Mittel und können dem Kind eher ein sorgenfreies Leben bieten.
Ein wichtiger Punkt ist auch die stabile Partnerschaft. Entscheiden sich Mütter dafür, schwanger über 40 zu werden, leben sie meist in einer glücklichen Partnerschaft. Das Kind hat also sehr gute Chancen auf ein Familienleben mit Mama und Papa. Mütter, die mit über 40 ein weiteres Kind bekommen haben, berichten zudem, dass sie viel geduldiger seien als in jüngeren Jahren. Entspannte Eltern, die fest im Leben stehen, sind eine gute Voraussetzung für eine glückliche Kindheit.
Schwanger über 40: Worin besteht das größte Risiko?
Die veränderte Lebensplanung ist der wichtigste Grund für Frauen, mit der Familienplanung zu warten. Es ist nicht mehr selbstverständlich, jung zu heiraten und sofort mit der Gründung einer Familie zu starten. Junge Frauen streben nicht das Leben als Hausfrau an, sondern gehen ganz selbstverständlich davon aus, ebenfalls zu arbeiten. Entsprechend legen sie Wert auf eine gute Ausbildung oder absolvieren ein Studium und möchten danach zunächst Berufserfahrung sammeln.
Auch die Partnerwahl verschiebt sich tendenziell ins vierte Lebensjahrzehnt. Es wird nicht der erste Partner geheiratet und wenn eine Partnerschaft nicht funktioniert, erfolgt eher eine Trennung als zur Zeit unserer Eltern oder Großeltern. Hinzu kommen die medizinischen Möglichkeiten, die den Anschein erwecken, dass es überhaupt kein Problem ist, den Kinderwunsch bis nach den 40. Geburtstag zu verschieben. Pressemeldungen von Promis, die mit 50 Jahren als glückliche Mamis in die Kameras strahlen, unterstreichen diesen Eindruck.
Die Beispiele von Müttern, die erst mit 45 oder noch später ein Baby bekommen, sind allerdings alles andere als repräsentativ. Auch wenn es gute Gründe gibt, mit der Familienplanung zu warten, sollten sich Frauen darüber im Klaren sein, dass bereits mit ungefähr 35 Jahren die Fruchtbarkeit rapide sinkt. Mit einer eigenen Eizelle jenseits des 45. Geburtstags schwanger zu werden, ist so selten wie ein Lotteriegewinn. Wer sich mit dem Thema einer späten Mutterschaft beschäftigt, sollte sich weniger auf die, gut beherrschbaren, medizinischen Risiken konzentrieren. Das eigentliche Risiko besteht darin, in fortgeschrittenem Alter überhaupt schwanger zu werden.
Video: Schwanger mit 48? // KINDERWUNSCH mit 40
Schwanger über 40? Grenzen der Fruchtbarkeit
Die Statistik ist unerbittlich und zeigt, dass die weibliche Fruchtbarkeit bereits ab dem 30. Lebensjahr langsam und ab 35. Lebensjahr sogar deutlich abnimmt. Das spiegelt sich auch in den Erfolgsquoten einer künstlichen Befruchtung wider. Hat eine Frau noch kein Baby geboren, liegt ihre Chance, in einem Zyklus schwanger zu werden, mit 40 Jahren zwischen fünf und acht Prozent. Mit 45 Jahren sinkt die Quote auf ein bis zwei Prozent.
Der abnehmende Vorrat gesunder Eizellen begrenzt die Möglichkeiten, jenseits des 40. Lebensjahres schwanger zu werden. Bereits im Mutterleib werden alle Eizellen gebildet, die eine Frau in ihrem Leben zur Verfügung hat. Der Eizellenvorrat einer 40-jährigen Frau ist einerseits bereits erheblich reduziert und andererseits sind diese Zellen genauso alt wie die Frau selbst. Die Frau ist deshalb weniger fruchtbar und es erfolgt nicht mehr jeden Monat ein Eisprung. Außerdem enden Schwangerschaften in diesem Alter oft mit einer frühen Fehlgeburt, bevor die Frau überhaupt etwas ahnt.
Eine ältere Eizelle weist überdurchschnittlich häufig chromosomale Anomalien auf. Der Körper erkennt die Defekte und verhindert ein Einnisten der befruchteten Eizelle oder stößt diese wenig später ab. Es kommt zur Fehlgeburt, die oft so früh erfolgt, dass die Frau sie gar nicht als solche wahrnimmt.
Video: Bis zu welchem Alter empfiehlt sich eine Schwangerschaft?
Wie hoch ist das Risiko für das Baby?
Vor allem das Risiko, dass das Baby an einer der Trisomien leidet, steigt mit zunehmendem Alter der Mutter stark an. Die bekannteste Form ist die Trisomie 21, das sogenannte Down Syndrom. Da werdende Mütter bereits ab 35 als Risikoschwangere eingestuft werden, können sie eine besonders gründliche vorgeburtliche Diagnostik wahrnehmen. Das Ersttrimesterscreening stellt relativ sicher eine Chromosomen-Anomalie fest und untersucht das Baby darüber hinaus auf andere Fehlbildungen. Besteht der Verdacht einer Behinderung, können weitere Untersuchungen vorgenommen werden, um diesen zu bestätigen oder zu entkräften.
Ältere Schwangere werden also öfter mit der Frage konfrontiert, ob sie sich dafür oder dagegen entscheiden, ein behindertes Baby auszutragen. Viele Frauen empfinden die vorgeburtliche Diagnostik auch als Belastung. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Baby an Trisomie 21 leidet, liegt bei einer 40-jährigen bei einem Prozent. Ist die werdende Mutter bereits 44 Jahre alt, ist eines von 30 Babys betroffen.
Risiken für die Mutter
Obwohl nichts dagegen spricht, dass eine gesunde Frau mit über 40 Jahren ein Baby bekommt, sind auch für sie damit gesundheitliche Risiken verbunden:
- Bluthochdruck
- Schwangerschaftsdiabetes
- Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie)
- Rückenschmerzen
- Probleme mit dem Bindegewebe
- Neigung zu vorzeitigen Wehen und Frühgeburten
Die Risiken für die werdende Mutter sind durch eine optimale ärztliche Betreuung beherrschbar. Wenn Frauen körperlich fit sind, auf Alkohol und Zigaretten verzichten und sich gesund ernähren, können sie auch nach dem 40. Geburtstag die Schwangerschaft genießen und das Baby auf natürlichem Wege auf die Welt bringen. Die erhöhte Zahl der Kaiserschnitte ist überwiegend auf Vorsicht und nicht auf eine medizinische Notwendigkeit zurückzuführen.
Video: Schwanger werden mit 40 dank Gebärmutterreinigung
Schwanger über 40 mit Hilfe von Social Freezing?
Die meisten Spätschwangerschaften nach dem 45. Geburtstag wurden durch eine Eizellenspende ermöglicht, die allerdings in Deutschland verboten ist. Vor einigen Jahren wurde deswegen das Social Freezing als Möglichkeit, den Babywunsch zu verschieben, entwickelt. Dabei lassen sich junge Frauen gesunde Eizellen entnehmen und diese einfrieren. Wenn dann in späteren Jahren eine Familie gegründet werden soll, können sie auf den eigenen Vorrat zurückgreifen und sind nicht auf eine Spende angewiesen. Die besten Erfolgsaussichten haben Frauen, die vor dem 30. Geburtstag die Zellen entnehmen lassen.
Das Verfahren wurde ursprünglich entwickelt, um jungen Frauen, die sich einer aggressiven Chemotherapie unterziehen mussten, die Chance auf ein eigenes Kind zu erhalten. Ob es ethisch vertretbar ist, damit die Familienplanung zeitlich zu optimieren, ist umstritten. Es erfordert jedoch in jedem Fall eine frühzeitige Entscheidung.
Wie kann man die Chance auf eine Schwangerschaft erhöhen?
Zum einen spielt der Faktor Zeit eine wesentlich Rolle. Je später man mit der Familienplanung beginnt, umso schneller sollte man ärztlichen Rat einholen, wenn sich der Babywunsch nicht erfüllt. Der Arzt wird feststellen, ob es eine behandelbare Ursache für die ungewollte Kinderlosigkeit gibt und eine geeignete Behandlung einleiten. Eine Hormontherapie kann beispielsweise der Frau zu regelmäßigen Eisprüngen verhelfen. Werden Erkrankungen wie eine Endometriose oder ein Myom diagnostiziert, müssen diese zunächst behandelt werden.
Viele Paare sind außerdem erstaunt darüber, wie kurz die fruchtbare Periode im Zyklus der Frau ist. Mit einem Zykluscomputer wie dem cyclotest kann genau die Zeitspanne ermittelt werden, in der die Frau fruchtbar ist. Der Zykluscomputer cyclotest wurde als Verhütungscomputer konzipiert und misst die Basalttemperatur, die anzeigt, wann der Eisprung unmittelbar bevorsteht. In Kombination mit einem Ovulationstest, der die Konzentration eines bestimmten Hormons im Urin misst, kann der Zeitpunkt des Eisprungs genau eingegrenzt werden.
Neben diesen Methoden tragen eine gesunde Lebensführung und eine gelassene Haltung zum Thema Babywunsch dazu bei, dass man sich bald über einen positiven Schwangerschaftstest freuen kann. Da es schwierig ist, in dieser Lebensphase gelassen zu bleiben, ist es hilfreich, autogenes Training oder andere Entspannungstechniken anzuwenden.
Schwanger über 40: Erstaunliche Tatsachen
Die Gefahr gesundheitlicher Komplikationen oder einer Fehlgeburt ängstigt Frauen, die erst mit über 40 ein Baby bekommen möchten. Oft entstehen Zweifel, ob man diese Entscheidung verantworten kann. Es gibt jedoch auch ermutigende Fakten. Eine englische Studie fand heraus, dass sich Kinder später Mütter in den ersten fünf Lebensjahren überdurchschnittlich gut entwickeln. Das betraf die körperliche, aber auch die geistige Entwicklung und ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass ältere Mütter sich der Verantwortung für ihr Kind sehr stark bewusst sind und alles dafür tun, es in seiner Entwicklung zu unterstützen.
Und auch die Mamis selbst profitieren in gesundheitlicher Hinsicht vom späten Mutterglück. Je älter sie bei der Geburt des letzten Nachwuchses waren, desto höher ist ihre Lebenserwartung. Die Forscher ermittelten, dass sich die Chance auf ein hohes Alter um fünf Prozent pro Jahr erhöht. Bekommt eine Frau mit über 33 das letzte Baby, ist ihre Chance, überdurchschnittlich alt zu werden, bereits um einhundert Prozent höher als bei Müttern, die mit 29 ihr letztes Kind zur Welt gebracht haben. Diese Studie ist eine Beruhigung für alle Mütter, die befürchten, dass sie ihr Kind aufgrund ihres höheres Alters nicht bis ins Erwachsenenalter begleiten können.
Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: _withGod -#01: goodluz -#02: Monkey Business Images-#03: _Paya Mona -#04: DinaPhoto
1 Kommentar
Hallo liebe Redaktion bzw. and die Verfasser des Artikels.
Ich bin so begeistert. Das liefert viele Informationen im realistischen Sinn. Ein Stück der Hoffnung ebenfalls.
Für Frauen generell werden bessere Versorgungsmöglichkeiten und optimale Arbeits- und Lebensbedingungen erwünscht.
Für eine starke Familie braucht ein Paar Energien, Lebensplanung, viel Liebe und sich selbst gut managen.
Für die, die eine Familie gründen wollen, ist das echte Wohlergehen natürlich gewünscht.
Auf mehr glücklichen Familien