Mit der Schwangerschaft ändert sich für Eltern vieles. Plötzlich rücken Dinge in den Hintergrund, die bisher eine große Rolle gespielt haben. Und andere Aspekte des Alltags werden plötzlich wichtig.
Planungen: An was muss alles gedacht werden?
Jedes Jahr machen mehrere hunderttausend Familien diese Erfahrung. 2015 – so Zahlen des Statistischen Bundesamts – wurden mehr als 730.000 Kinder in Deutschland geboren. Und auch für die kommenden Jahre dürfte die Geburtenrate hoch bleiben. Was bedeuten Schwangerschaft und Geburt im Detail? Viele junge Eltern, die zum ersten Mal ein Kind erwarten, haben häufig nur sehr schemenhafte Vorstellungen davon, was auf sie in Zukunft zukommt.
Windeln wechseln und in den Nachtstunden mehrmals aufstehen, um den Säugling zu versorgen, sind nur einzelne Aspekte. Es gibt viele Bereiche des Alltags, an die zuerst gar nicht gedacht wird. Woher kommt beispielsweise das Geld, wenn die Kindesmutter für 12 Monate oder 18 Monate nicht mehr ins Büro geht? Wer übernimmt die Betreuung, wenn beide Eltern wieder voll in ihren Beruf einsteigen wollen? Bereits in der Schwangerschaft sollten werdende Eltern darüber nachdenken, wie es nach der Geburt und in den ersten Lebensmonaten weitergehen soll. Ist der Nachwuchs erst einmal zur Welt gekommen, kann es an verschiedenen Stellen bereits zu spät sein, um noch etwas zu ändern.
Vorbereitungen für die Geburt des eigenen Kindes
Ein sehr wichtiger – aber oft auch unterschätzter Aspekt – betrifft die Vorbereitungen rund um die Geburt. Eltern sind überrascht, was hier alles auf sie zukommt. Gerade im Hinblick auf die Erstausstattung gibt es keinen pauschalen Leitfaden. Beispiel: Langarm-Bodies und Jäckchen sind für den Winter ideal. Wird das Kind im Sommer geboren, fällt auch die Kleidung etwas luftiger aus. Und natürlich geht es an dieser Stelle auch darum, das passende Equipment fürs Babyzimmer zu besorgen.
Neben Bettchen und Stubenwagen gehören hierzu:
- Wickelkommode
- Heizstrahler
- Babyschrank usw.
Punkte, die Eltern erledigen können und sollten bevor die Schwangerschaft in die heiße Phase geht. Nicht jedes Kind hält sich schließlich strikt an den errechneten Geburtstermin.
Eine wichtige Rolle spielt im Übrigen auch die Kliniktasche. Hier gehört alles rein, was Mutter und Kind in den ersten Tagen nach der Geburt brauchen. Neben der Kleidung für die Mutter wird der Nachwuchs für die Entlassung – und das Babyfoto – auch ein schickes Outfit brauchen. Verbrauchsgüter wie Windeln und andere Hygieneartikel für die Kleinen sollten zumindest für die ersten Tage nach der Geburt auch schon eingekauft worden sein.
Die Finanzen: Mutterschafts- und Elterngeld
Woher kommt das Geld in den ersten Monaten nach der Geburt? In Deutschland greifen verschiedene Leistungen ineinander, mit denen zumindest für die Dauer von wenigstens 12 Monaten nach der Geburt ein Einkommensersatz realisiert wird.
Die Rede ist von:
- Mutterschaftsgeld
- Elterngeld.
Mutterschaftsgeld deckt normalerweise einen Zeitraum beginnend sechs Wochen vor der Entbindung bis acht Wochen nach der Entbindung ab. Bei Früh- und Mehrlingsgeburten werden die Fristen angepasst.
Die Zahlung setzt sich – bei Müttern, die gegen ein Entgelt (und nicht als Minijob) angestellt sind – aus einer Zahlung der Krankenkasse und einer Aufstockung durch den Arbeitgeber zusammen. Hintergrund: Für das Mutterschaftsgeld der Krankenkasse gilt eine Obergrenze, die bei 13 Euro liegt. Die Lücke schließt die Aufstockung des Arbeitgebers. Achtung: Sofern es die Rahmenbedingungen erfordern, kann der Arzt ein Beschäftigungsverbot aussprechen, das sich über einen erheblichen Teil der Schwangerschaft erstreckt.
Das Elterngeld setzt als Einkommensersatzleistung nach dem Mutterschutz an. Grundsätzlich zielt die Ersatzleistung auf die Zeit von der Geburt bis zum 14. Lebensmonat ab. Über das ElterngeldPlus können Eltern die Bezugsdauer – bei verringerter Leistung je Monat – verlängern. Der Vorteil: Die Leistung kann auf beide Elternteile aufgeteilt werden. Maximal dürfen Eltern 1.800 Euro je Monat in Anspruch nehmen Für die genaue Berechnung wird das Einkommen vor der Geburt herangezogen.
Die Länge des Elterngeldbezugs (ohne ElterngeldPlus) ist jedoch pro Elternteil eingegrenzt auf:
- Mindestens 2 Monate
- Höchstens 12 Monate
Ein Bezug von Elterngeld über 12 Monate hinaus ist also nur möglich, wenn sich beide Elternteile dazu entschließen, sich im ersten Lebensjahr des Kindes eine Auszeit vom Beruf zu nehmen.
Der Antrag kann zwar erst nach der Geburt gestellt werden. Werdende Eltern haben aber die Möglichkeit, die Formulare weitgehend auszufüllen – um das Ganze anschließend umgehend abschicken zu können.
Elternzeit: Hier sitzt der Arbeitgeber mit im Boot
Junge Eltern sind heute finanziell bis zu 14 Monate nach der Geburt abgesichert. Der Antrag auf Elterngeld ist in den Planungen aber nur ein Aspekt. Wer pausieren will, muss sich mit seinem vorher Arbeitgeber abstimmen – und einen Antrag auf Elternzeit stellen.
Dieser ist sieben Wochen vor Beginn der Elternzeit einzureichen – und muss sich nicht unbedingt mit dem Bezug von Elterngeld decken. Hintergrund: Der Gesetzgeber gesteht Eltern die Möglichkeit zu, bis zum 3. Lebensjahr in Elternzeit zu gehen. Allerdings gibt es nach dem Ende des Bezugs von Elterngeld keine Ersatzleistung mehr.
Während der Schwangerschaft sollten sich Eltern überlegen, ob sie einige Monate komplett pausieren – und später vielleicht wieder in Teilzeit in den Job einsteigen. Mit einem SSW-Rechner lassen sich die Termine zumindest grob im Vorhinein planen, um am Ende die Anträge rechtzeitig einreichen zu können.
Tipp: Auch in Bezug auf das Elterngeld kann es sinnvoll sein, sich die Elternzeit zu teilen. Eine kürzere Auszeit vom Beruf ist am Ende mit verbesserten Karrierechancen nach dem Wiedereinstieg verbunden. Hier kommt es jedoch auch immer auf den jeweiligen Einzelfall und die entsprechenden Möglichkeiten an.
Kita, Tagesmutter und Co.
Eigentlich gilt in Deutschland seit einigen Jahren der Grundsatz, dass Kinder ab 12 Monaten einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz haben. In der Praxis scheitert dies mitunter aber an der Situation vor Ort. Auch wenn der Kitaausbau hierzulande durchaus voranschreitet, reicht es in vielen Regionen nach wie vor nicht.
Eltern werden sich in einigen Regionen bereits während der Schwangerschaft mit diesem Thema auseinandersetzen müssen. Und die Situation wird schwieriger, wenn werdende Eltern an die frühkindliche Betreuung sehr hohe Ansprüche haben. Entsprechende Betreuungseinrichtungen haben teils sehr lange Wartelisten.
Natürlich gibt es im frühkindlichen Bereich auch durchaus Alternativen:
- Verwandte: Sollten die Großeltern wirklich den Wunsch und die Energie haben, sich um die Kleinen zu kümmern, ist dies für die Eltern eine komfortable Situation. Die Betreuung kostet im Normalfall nichts und das Kind befindet sich in einem Umfeld, in dem es geliebt wird.
- Tagesmutter: eine Tagesmutter oder ein Tagesvater könnte eine interessante Alternative darstellen. Hier ist die Qualität der Betreuung sehr individuell, so dass ein genauerer Blick wichtig wird.
Fazit: In der Schwangerschaft gibt es viel zu planen
Die Feststellung der Schwangerschaft ist ein freudiges Ereignis für die Eltern. Unterschätzt wird allerdings schnell, welche Herausforderungen damit in Zusammenhang stehen. Es geht beispielsweise darum zu klären, wie Eltern nach der Geburt finanziell abgesichert sind. Mutterschafts- und Elterngeld sind hier die wesentlichen Elemente.
Zudem sollten sich Eltern mit dem Arbeitgeber zusammensetzen. Es geht hier darum, die Elternzeit zu planen – und auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. Aber auch hinsichtlich der Erstausstattung und der Kliniktasche ist eine gewisse Planung seitens der Eltern notwendig. Hier sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen wie die Witterung oder die persönlichen Ansprüche der Eltern.
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