Das Medikament Clomifen wird häufig eingesetzt, wenn sich der Kinderwunsch nicht erfüllt und die Ursachen hierfür in einem hormonellen Ungleichgewicht bei der Frau liegen.
Clomifen: Anwendung, Wirkung & Nebenwirkungen
Clomifen wird seit vielen Jahren erfolgreich in der Fruchtbarkeitsbehandlung von Frauen angewendet wird. Mit diesem Medikament wird die Hirnanhangdrüse zu einer vermehrten Produktion von Hormonen angeregt, damit die Reifung von Eizellen begünstigt und ein Eisprung ausgelöst wird.
Video: Was ist Clomifen und wie wirkt es?
Der lange Weg zum Wunschkind: Zahlen, Daten und Fakten
Die meisten Menschen können sich ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen. Zu ihrer Familienplanung befragt, machten kinderlose Frauen und Männer folgende Angaben:
- 86 Prozent der Frauen wünschen sich Kinder
- 5 Prozent wünschen sich ein Kind
- 40 Prozent wünschen sich zwei Kinder
- 11 Prozent wünschen sich drei Kinder
- 26 Prozent wünschen sich mehr als drei Kinder
- 4 Prozent sind sich über die Zahl der Wunschkinder noch im Unklaren
- 10 Prozent gaben an, sich keine Kinder zu wünschen
Bei den Vätern in spe ergab sich ein ähnliches Bild, wobei die Zahl derjenigen, die gar keine Kinder möchten, mit fünf Prozent nur halb so hoch ist wie bei den Frauen:
- 88 Prozent der Männer wünschen sich Kinder
- 5 Prozent wünschen sich ein Kind
- 37 Prozent wünschen sich zwei Kinder
- 11 Prozent wünschen sich drei Kinder
- 33 Prozent wünschen sich mehr als drei Kinder
- 2 Prozent sind sich über die Zahl der Wunschkinder noch im Unklaren
- nur 5 Prozent gaben an, sich keine Kinder zu wünschen
Leider erleben viele Paare, dass es gar nicht so einfach ist, die Familienplanung wie gewünscht zu realisieren:
- 6 Millionen Frauen und Männer zwischen 25 und 59 Jahren sind in Deutschland ungewollt kinderlos
- die Ursachen liegen zu jeweils 30 Prozent bei der Frau und beim Mann
- in 30 Prozent der Fälle haben beide Partner Probleme mit der Fruchtbarkeit
- bei 10 Prozent der Paare kann die Ursache nicht ermittelt werden
Wie entwickelt sich die Fruchtbarkeit?
Es ist zwar nicht generell davon auszugehen, dass zunehmend mehr Frauen und Männer körperliche Probleme mit der Fruchtbarkeit haben. Doch das Alter, in dem sich junge Frauen ihr erstes Kind wünschen, verschiebt sich immer weiter nach hinten. Deshalb wächst die Zahl der Paare, die sehr lange darauf warten müssen, endlich ihr Baby in den Armen zu halten. Vielen Paaren ist nicht bewusst, dass die Chance auf eine Schwangerschaft nicht erst nach dem 40. Geburtstag der Frau, sondern bereits ab 35 erheblich sinkt. Die größten Chancen, schnell schwanger zu werden, haben Frauen zwischen 20 und 30 Jahren. Bereits nach dem 30. Geburtstag sinkt die Chance auf eine Schwangerschaft.
Mittlerweile sucht jedes sechste Paar medizinische Hilfe, um ein Baby zu bekommen. Leider lassen sich viele Paare sehr viel Zeit, bevor sie ärztlichen Rat einholen. Im Durchschnitt vergehen 18 Monate, bis die Frau ihren Gynäkologen um Abklärung des unerfüllten Kinderwunsches bittet. Bis der Mann einen Arzt aufsucht, dauert es noch länger und geschieht meist erst, wenn unwiderruflich feststeht, dass die Kinderlosigkeit nicht an der Frau liegt. Auf diese Weise geht wertvolle Zeit verloren, denn die Fruchtbarkeit der Frau sinkt nach dem 35. Geburtstag sehr rasch.
Die Wahrscheinlichkeit, in einem Zyklus schwanger zu werden, beträgt:
- mit 23 Jahren 25 Prozent
- mit 30 Jahren 21 Prozent
- mit 35 Jahren 16 Prozent
- mit 40 Jahren 8 Prozent
- mit 45 Jahren 1 Prozent
Video: Mein erster Clomifen Zyklus [TEIL 1] Verträglichkeit, Ablauf
Hormonstörungen: Wichtiger Grund für ungewollte Kinderlosigkeit
Oft liegt es an einem hormonellen Ungleichgewicht der Frau, dass sich der Wunsch nach dem Baby nicht schnell erfüllt. Das Zusammenspiel der Hormone ist kompliziert und bereits kleinere Störungen aufgrund von Stress oder anderen Faktoren können dazu führen, dass der Prozess der Eireifung und des Eisprungs nicht wie gewünscht abläuft und deshalb die ersehnte Schwangerschaft ausbleibt. Dies ist bei jeder dritten ungewollt kinderlosen Frau der Fall.
Um den Hormonhaushalt zu harmonisieren, wird oft die Einnahme des Medikaments Clomifen verordnet. In vielen Fällen reicht diese Maßnahme aus, um die Hormone zu stimulieren und eine Schwangerschaft zu ermöglichen. Die Einnahme von Clomifen ist eine vergleichsweise unkomplizierte Behandlung der ungewollten Kinderlosigkeit. Erst wenn es auf diesem Wege zu keiner Schwangerschaft kommt, werden weitere Behandlungsmethoden angedacht.
Bei ungefähr zehn Prozent der Frauen wird im Verlauf der Kinderwunschbehandlung das sogenannte PCO-Syndrom (polyzystische Ovarien) festgestellt. Dabei befinden sich an den Eierstöcken viele kleine Zysten, die das hormonelle Gleichgewicht stören und dazu führen, dass der Einsprung ausbleibt.
Wirkungsweise von Clomifen
Clomifen ist immer dann erfolgsversprechend, wenn die Ursache der Kinderlosigkeit im Ausbleiben des Eisprungs liegt. Die Anwendung von Clomifen ist sehr unkompliziert: Ungefähr vom dritten Zyklustag an erfolgt fünf Tage lang die Einnahme einer Tablette pro Tag.
Clomifen bewirkt, dass dem Körper ein Östrogenmangel suggeriert wird. Daraufhin wird die Hirnanhangdrüse angeregt, mehr follikelstimulierende (FSH) und luteinisierende (LH) Hormone auszuschütten. Beide Hormone wirken stimulierend auf die Eierstöcke und regen diese wiederum an, im aktuellen Zyklus ein Eibläschen (Follikel) heranreifen zu lassen. Reift das Follikel heran, führt dies zum Eisprung und damit der Möglichkeit, dass eine Befruchtung stattfindet und die Frau schwanger wird.
Behandlungsweise mit Clomifen
Clomifen ist ein beliebtes Medikament, weil die Einnahme unkompliziert ist und vergleichsweise wenig Nebenwirkungen verursacht. Drei bis fünf Tage, nachdem die Regelblutung eingesetzt hat, wird mit der Einnahme begonnen und diese wird fünf Tage lang mit einer Tablette pro Tag fortgeführt. Im Normalfall erfolgt dann eine Woche später der Eisprung.
Der Frauenarzt überprüft ab dem achten Zyklustag die Reifung der Eibläschen per Ultraschall und mit Blutuntersuchungen, um sicherzugehen, dass nicht zu viele Follikel heranreifen. In diesem Fall erhöht sich das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft.
Es kann jedoch auch geschehen, dass der Eisprung trotz Behandlung mit Clomifen ausbleibt. Manchmal dauert es einige Zeit, bis der Körper auf die Gabe von Clomifen anspricht und die Eierstöcke ein Follikel heranreifen lassen. Erst nach sechs Monaten wird üblicherweise eine andere Therapie angedacht.
Welche Nebenwirkungen hat Clomifen?
Zum einen führt die Stimulation der Eierstöcke teilweise dazu, dass mehr als ein Eibläschen heranreift. Ungefähr ein Fünftel aller Schwangerschaften, die nach Gabe von Clomifen entstehen, sind Mehrlingsschwangerschaften, wobei überwiegend Zwillinge auf die Welt kommen.
Es kommt außerdem oft zu Nebenwirkungen, die an Wechseljahrbeschwerden erinnern und meist nach Absetzen des Medikaments schnell verschwinden:
- Hitzewallungen
- Stimmungsschwankungen
- Kopfschmerzen
- Schwindelgefühl
- Sehstörungen
- Übelkeit und Erbrechen
- Schmerzen im Unterleib
- Schlafstörungen
- Hautausschläge
Da bei Schwangerschaften nach Gabe von Clomifen ein erhöhtes Fehlgeburtsrisiko besteht, sollte die Schwangerschaft besonders engmaschig kontrolliert werden.
Video: Erster Clomifen Zyklus [Teil 2] | Eileiterdurchgängigkeitsprüfung | erster Ultraschall
Wie hoch sind die Erfolgsaussichten der Behandlung mit Clomifen?
Bei 75 Prozent aller behandelten Frauen kommt es innerhalb von sechs Zyklen zu einem Eisprung, oft bereits innerhalb der ersten drei Behandlungszyklen. Allerdings werden nur zehn bis 20 Prozent der Frauen tatsächlich schwanger, denn selbst bei erfolgtem Eisprung liegt die Chance, schwanger zu werden, lediglich zwischen 25 und 30 Prozent (s. Tabelle oben) und sinkt nach dem 35. Geburtstag drastisch ab.
Aus diesem Grund erfolgt häufig nach Feststellen des Eisprungs eine Insemination (künstliche Befruchtung mit dem Samen des Partners oder Spendersamen), um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen.
Andere Wege zum Baby-Glück
Um keine Zeit zu verlieren, sollten beide Partner sich nach sechs bis maximal zwölf Monaten untersuchen und die erforderlichen Behandlungen einleiten lassen. Es ist außerdem wichtig, auf einen gesunden Lebensstil zu achten. Übergewicht, Alkohol und Rauchen mindern die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern. Sport und Strategien zur Stressvermeidung sind ebenfalls hilfreich, um die Chance auf ein Wunschkind zu erhöhen.
Darüber hinaus gibt es verschiedene Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung wie die In-Vitro-Fertilisation (IVF), die Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI), GIFT (Gamete Intrafallopian Transfer) und ZIFT (intratubarer Zytogotentransfer). Diese Methoden sind allerdings wesentlich kostspieliger und für die Paare außerdem körperlich und seelisch belastender.
In Deutschland sind mittlerweile mehr als eine Viertelmillion Babys nach einer künstlichen Befruchtung auf die Welt gekommen. Relativ neu ist die Diskussion um das sogenannte Social Freezing, wobei der Frau in jungen, fruchtbaren Jahren Eizellen entnommen werden, sodass ein später Kinderwunsch sich einfacher erfüllen lässt.
Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: ibreakstock -#01: _Antonio Guillem -#02: Branislav Nenin -#03: Sante77777