Arzneimittel in der Schwangerschaft: Vorsicht vor Risiken und Nebenwirkungen

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Schwangerschaft und Arzneimittel passen nicht recht zusammen. Dennoch können Situationen eintreten, in denen auch Schwangere zur Behandlung von Krankheiten bestimmte Mittel einnehmen müssen.

Schwangerschaft und Arzneimittel: Besser auf Hausmittel setzen?

Hebammen haben meist gute Tipps, damit Schwangere keine Medikamente einnehmen müssen. Sie empfehlen vielfach Hausmittel, mit denen sich bestimmte Beschwerden gut lindern lassen. Doch auch in der Schwangerschaft können Krankheiten auftreten, die mit Medikamenten behandelt werden müssen. Die Risiken sind unzweifelhaft vorhanden, allerdings werden Schwangeren auch nur Mittel empfohlen, die gut getestet und für unbedenklich gehalten werden.

Nur in seltenen Fällen muss eine Abwägung zwischen der Gesundheit der Mutter und den Risiken für das Kind vorgenommen werden. Behandelnde Ärzte sollten immer darauf hingewiesen werden, dass eine Schwangerschaft besteht, wenn diese noch nicht offensichtlich ist. Das hilft, das passende Mittel zu finden und die Risiken für das Ungeborene so gering wie möglich zu halten.

 Ohne sich vorher mit dem Arzt besprochen zu haben, sollten keine Medikamente eingenommen werden. ( Adobe Stock Prostock-studio )

Ohne sich vorher mit dem Arzt besprochen zu haben, sollten keine Medikamente eingenommen werden. ( Adobe Stock Prostock-studio )

Wirkung von Arzneimitteln auf das Ungeborene

Ein genereller Rat vorweg: Wer in der Schwangerschaft Medikamente benötigt, sollte sich unbedingt eine Apotheke mit persönlicher Beratung suchen, wenn das Mittel nicht direkt vom Arzt verschrieben worden ist. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Mittel auch für Schwangere geeignet ist und dem Kind keinen Schaden zufügen kann.

Früher einmal ging man davon aus, dass die Wirkstoffe aus Medikamenten und allen Stoffen, die die Mutter zu sich nahm, nicht durch die Plazenta gelangen könnten. Doch das ist heute widerlegt und es ist längst klar, dass das Ungeborene nahezu allem ähnlich stark ausgesetzt ist wie die Mutter.

Das Kind wird über die Nabelschnur und somit auf dem Blutweg mit den Mitteln in Kontakt kommen, das sollte jeder Schwangeren klar sein. Diese Stoffe können den mütterlichen Stoffwechsel verändern, auf die Durchblutung der Plazenta wirken oder auch auf die Muskulatur der Gebärmutter einwirken. Mit teils gefährlichen Auswirkungen: Fehlbildungen oder eine Frühgeburt sind möglich.

Von vielen Mitteln ist bekannt, dass sie dem ungeborenen Kind einen Schaden zufügen können. Was für Alkohol und Drogen gilt, ist synonym für Arzneimittel anwendbar: Viele Stoffe führen zu einer Schädigung des Kindes oder sogar zu dessen Tod. Derivate der Vitamin-A-Säure, die häufig gegen Akne eingesetzt werden, gehören zu den schädigenden Stoffen. Auch die Stoffe aus Antiepileptika sowie einige Immunsuppressiva wirken fruchtschädigend und können für Behinderungen des ungeborenen Kindes verantwortlich gemacht werden.

Keine Daten aus Versuchen an Schwangeren

Neue Mittel werden meist umfangreich getestet, ehe sie auf den Markt kommen. Das gilt aber nicht immer, denn aus ethischen Gründen dürfen Medikamente nicht an Schwangeren getestet werden. Für Schwangere liegen daher auch nur wenig Daten vor und die Pharmaindustrie vermerkt auf den Beipackzetteln, dass die Einnahme des Mittels nur in bestimmten Fällen empfehlenswert ist. Die Rede ist hier meist von einer „strengen Indikation“.

Viele Frauen sind unsicher, ob sie ein Mittel dann einnehmen können, weil sie selbst auch zu wenig über die einzelnen Wirkstoffe wissen. Selbst Ärzte wollen teilweise nicht die Hand ins Feuer legen und raten eher zu pflanzlichen Mitteln, sollte die entsprechende Krankheit ein Abwarten zulassen. Wichtig ist immer, möglichst viele Informationen über Arzneimittel für Schwangere zu sammeln, ehe über die Einnahme entschieden oder diese abgelehnt wird.

Neben Medikamenten, die vom Arzt verordnet werden, gibt es zahlreiche Mittel zur Selbstindikation, die in Schwangerschaft und Stillzeit verwendet werden können. ( Foto: Adobe Stock Syda Productions )

Neben Medikamenten, die vom Arzt verordnet werden, gibt es zahlreiche Mittel zur Selbstindikation, die in Schwangerschaft und Stillzeit verwendet werden können. ( Foto: Adobe Stock Syda Productions )

Arzneimittel, die in der Schwangerschaft angewendet werden können

Neben Medikamenten, die vom Arzt verordnet werden, gibt es zahlreiche Mittel zur Selbstindikation, die in Schwangerschaft und Stillzeit verwendet werden können. Die Risiken sind dabei überschaubar, dennoch sollten schwangere Frauen vorher zumindest online mit einem Arzt sprechen oder sich in der Apotheke eingehend beraten lassen.

Denn: Nicht alle Mittel sind automatisch völlig ungefährlich, denn auch hier sollte an das Motto gedacht werden: Die Dosis macht das Gift! Die Schwangere sollte bestenfalls auf Mittel setzen, die nur einen Wirkstoff haben und nicht aus Wirkstoffkombinationen bestehen. Im ersten Schwangerschaftsdrittel sollten gar keine Arzneimittel eingenommen werden, sofern vorliegende Krankheiten dies erlauben. Außerdem sollten Frauen, die Arzneimittel in der Schwangerschaft einnehmen, immer die niedrigst mögliche Dosis wählen.

Diese Mittel können Frauen in der Schwangerschaft einnehmen

In Schwangerschaft und Stillzeit können Schnupfen, Husten, Fieber und andere Erkrankungen auftreten. Sie sind zwar theoretisch harmlos, teilweise aber sehr unangenehm und verlangen nach Linderung. Die Risiken sind bei den meisten Arzneimitteln gering und Frauen müssen nicht befürchten, dem Kind damit einen Schaden zuzufügen.

Die folgenden Krankheiten können Frauen in Selbstmedikation behandeln:

  • Schnupfen

    Eine verstopfte Nase hindert beim Schlafen, dabei ist der Schlaf doch vor allem kurz vor der Geburt so wichtig, um ausreichend Kraft zu tanken. Schwangere können mit Inhalationen oder einem Meerwasserspray versuchen, die Nase freizubekommen. Auch ein abschwellendes Nasenspray ist erlaubt, allerdings sollte dieses auch nur zur Nacht hin verwendet werden. Wer sich ganz unsicher ist, probiert ein solches Spray für Kinder, meist reicht die abschwellende Wirkung bereits aus, um wenigstens einschlafen zu können.

  • Husten

    Isländisch Moos, Eibisch und Thymian sind pflanzliche Hilfsmittel, die vor allem bei trockenem Reizhusten Arzneimittel gut ersetzen können. Sie können als Lutschpastillen, Tee oder Tropfen eingenommen werden. Bei verschleimtem Husten hilft Cineol. Der Wirkstoff ist in Kapselform oder als Balsam erhältlich.

    Wichtig ist auch, viel frische (feuchte) Luft zu atmen. Nachts werden am besten nasse Handtücher im Raum aufgehangen, außerdem kann eine leicht aufrechte Schlafposition hilfreich sein. Bei starker Verschleimung hilft Acetylcystein, der Hustenlöser darf aber nicht zusammen mit hustenstillenden Mitteln genommen werden.

    Bei Husten, Halsschmerzen und Fieber, lassen sich gut mit Hausmitteln bekämpfen ( Foto: Adobe Stock-Dragana Gordic )

    Bei Husten, Halsschmerzen und Fieber, lassen sich gut mit Hausmitteln bekämpfen ( Foto: Adobe Stock-Dragana Gordic )

  • Halsschmerzen

    Vor der Schwangerschaft wurde gegen Halsschmerzen vielleicht eine Ibuprofen genommen. Doch jetzt? Nun müssen natürliche Mittel zur Anwendung kommen. Frauen können Hyaluronsäure- oder Isländisch Moos-Pastillen lutschen. Eine antiseptische und betäubende Wirkung müssen die Bonbons nicht haben. Vielfach hilft auch Salbeitee, dieser ist in der Stillzeit aber nicht anzuraten, da er den Milchfluss negativ beeinflussen kann.

    Kommt es zu einer Mandelentzündung, helfen Hausmittel aber in der Regel nicht mehr. Dann ist der Gang zum Arzt nötig, der erprobte Arzneimittel für Schwangere verschreiben wird. Unter Umständen kann Penicillin zur Anwendung kommen, ein gut verträgliches Antibiotikum.

  • Fieber

    Hohes Fieber kann schädigend für das Kind sein, doch bei leicht erhöhter Temperatur müssen Frauen nicht gleich ein Arzneimittel einnehmen. Wadenwickel helfen meist schon sehr gut und senken die Temperatur schnell. Notfalls hilft Paracetamol, keinesfalls Ibuprofen in der späten Schwangerschaft verwenden! Ärzte empfehlen Ibuprofen nur maximal bis zur 28. Schwangerschaftswoche.

  • Kopfschmerzen

    Frauen sollten versuchen, Kopfschmerzen mit milden Mitteln zu beseitigen. Oft helfen schon Ruhe und frische Luft, um Stechen oder Hämmern zu beseitigen. Bei starken Beschwerden kommt Paracetamol zur Anwendung. Leidet die Frau unter migräneähnlichen Kopfschmerzen, kann Akupunktur helfen. Meist weiß die Hebamme hierzu Rat.

  • Rückenschmerzen

    Rückenschmerzen lassen sich von Schwangeren kaum umgehen. Abhilfe können eine andere Matratze, Wärme oder andere Sitzmöbel schaffen. Teilweise helfen auch Übungen aus der Schwangerschaftsgymnastik, um Verspannungen zu lösen, die für Schmerzen verantwortlich sind.

    Wenn die Schmerzen im Rücken unerträglich werden, dann verschreibt der Arzt die Medikamente die weder dem Baby noch der Mama schaden ( Foto: Adobe Stock - Ljupco Smokovski )

    Wenn die Schmerzen im Rücken unerträglich werden, dann verschreibt der Arzt die Medikamente die weder dem Baby noch der Mama schaden ( Foto: Adobe Stock – Ljupco Smokovski )

  • Magen-Darm-Probleme

    Diese gehören bei vielen Schwangeren zum Alltag und treten vor allem in der Frühschwangerschaft auf. Doch auch ein Magen-Darm-Infekt kann vorliegen. Hier stehen Ausruhen und Schonung an erster Stelle. Außerdem kann ein frischer Ingwertee helfen. Dafür einfach Ingwer in kleine Stücke schneiden und mit heißem Wasser übergießen.

    Das ist allemal besser, als auf frei verkäufliche Mittel zu setzen. Diese sind oft zu hoch dosiert und können eine Früh- oder Fehlgeburt auslösen. Besser sind dann spezielle Nahrungsergänzungsmittel für die Schwangerschaft, die auch in der Apotheke (zusammen mit der nötigen Beratung) erhältlich sind.

Ein Tipp zuletzt: Schwangere sollten auch bei Hausmitteln vorsichtig bleiben, denn diese können ebenfalls schädigend auf das Kind wirken, wenn sie in falscher Dosis angewendet werden. Die Rücksprache mit dem Apotheker oder mit der Hebamme ist daher bei allen Mitteln und Beschwerden zu empfehlen.

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