In den meisten Fällen völlig harmlos, aber lästig: Beschwerden während der Schwangerschaft. Rückenschmerzen oder Übelkeit kennen sicher die meisten Frauen, aber es gibt noch viel mehr Symptome einer werdenden Mutter.
Das kann Heißhunger auf saure Gurken sein, vermehrter Harnfluss oder ständige Blähungen mit Völlegefühl. 80 Prozent der Schwangeren sind alleine davon betroffen.
Blähungen ohne Arznei behandeln
Die gute Nachricht: Oft lassen sich Schwangerschaftsbeschwerden schnell und wirksam behandeln. Und zwar ohne starke Medikamente mit ihren eigenen Nebenwirkungen. Viele Frauen sind überrascht, wie leicht sich zum Beispiel Blähungen stoppen lassen. Häufig muss man nur runter vom Sofa und einen Spaziergang machen. Das Baby drückt gerade am Ende der Schwangerschaft auf den trägen Darm und Bewegung bringt ihn in Schwung. Zur Entspannung der Muskulatur trägt des Weiteren auch Yoga bei. Wer als Schwangere außerdem viel stilles Wasser und ungesüßten Tee (ideal sind Kräutermischungen aus Fenchel, Kümmel und Anis) trinkt, fördert ebenfalls seine Verdauung.
Tabu-Thema Harnfluss
Genauso wie Blähungen ist unerwünschter Harnfluss ein großes Tabu-Thema in der Schwangerschaft. Fast alle Frauen sind gerade am Anfang davon betroffen, reden aber nicht gerne über diese Sache. Verantwortlich hierfür sind Schwangerschaftshormone, welche entspannend auf die Harnröhre wirken. Aber auch die Lage des Kindes im späteren Stadium (etwa ab dem 6. Monat) kann zu einem verstärkten Harnfluss führen und eventuell auch Inkontinenzunterlagen notwendig machen. Vor allem, wenn das Kind mit dem Beinchen gegen die Blase tritt, muss die schwangere Frau einfach öfters zur Toilette und verliert auch unfreiwillig Urin.
Beckenbodentraining gegen Inkontinenz
Auch Beckenbodentraining ist ein beliebtes Training. Und zwar auch, um nach der Schwangerschaft Inkontinenz vorzubeugen. Um den Beckenboden zu stärken, hilft immer auch Bewegung. Egal, ob Gymnastik, Tanzen oder Walken. Da auch Verstopfung zu den Ursachen von Harndrang gehört, ist viel körperliche Betätigung doppelt hilfreich. Und weil viele Schwangere eine langsame Verdauung haben, ist auch bei unerwünschtem Harndrang regelmäßiges Trinken wichtig.
Übelkeit als Klassiker zu Beginn einer Schwangerschaft
Ein Klassiker für Beschwerden in der Schwangerschaft ist ständige Übelkeit. Forscher glauben, dass ein hoher Spiegel des Hormons HCG (Human Choriongonadotropin) dafür verantwortlich ist. Dieses verändert auch Empfindungen bei Geruch und Geschmack. Eine Folge kann sein, dass Lebensmittel, die vorher gerne gegessen wurden, nun einen Ekel auslösen oder sogar zu Erbrechen führen. Das kann auch bei Produkten wie Parfum, Kaffee oder Tee der Fall sein. Die Intensität und Dauer der Übelkeit ist von Frau zu Frau verschieden und häufig legen sich die Symptome in den ersten drei Monaten.
Video: MEINE HELFER IN DER SCHWANGERSCHAFT 1.-3. Trimester || Übelkeit, Ängste, Komfort, Pflege
Was kann Frau gegen Übelkeit tun?
Es ist möglich, die Beschwerden zu lindern. Das fängt mit einer gesunden Ernährung an. Wichtige Tipps sind kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich nehmen. Verzichten sollten Betroffene auf stark gewürzte, säuerliche und fette Speisen. Und natürlich auf alle Speisen, die in der Phase der Schwangerschaft Übelkeit auslösen. Das ist natürlich individuell verschieden. Auch Ingwer-Tee lindert bei vielen Schwangeren die Symptome der Schwangerschaft. Die Gabe von Vitamin B6 ist ebenfalls eine gute Möglichkeit, das Unwohlsein zu beenden. Zum Schluss noch ein Trost: Eigentlich ist ein gutes Zeichen, wenn man sich gerade am Anfang einer Schwangerschaft schlecht fühlt. Denn es zeigt sich, dass diese stabil ist und vermutlich zu einer gesunden Geburt führen wird.
Weiterer Tipp gegen Übelkeit:
- Ein Wechselduschen (warm/kalt), um den Kreislauf in Schwung zu bringen. In folgendem Rhythmus: 2 bis 3 Minuten warm duschen und anschließend 10 bis 15 Sekunden eiskaltes Wasser laufen lassen. Das ganze sollte am besten zweimal wiederholt werden.
Unbändiger Appetit als Folge einer Schwangerschaft
Das Gegenteil von Übelkeit ist der schon erwähnte Heißhunger. Plötzlich bekommen Schwangere Appetit auf Speisen, die sie nie zuvor gemocht haben. Und auch völlig andere Geschmacksrichtungen sind beliebt. Da bevorzugen die Frauen, die eher Süßigkeiten mochten, auf einmal fette Currywürste oder Rührei mit Speck. Und Schwangere, die früher deftig-rustikal gespeist haben, stehen nun auf Eis mit Sahne.
Wurst mit Nuss-Nougat-Creme essen?
Möglich sind auch verrückte Kombinationen: Da tun sich einige auf die Salami Nuss-Nougat-Creme oder auf den Marmeladen-Aufstrich kommen Gewürzgurken. Diese Phasen treten in der Regel zwischen dem 4. bis 7. Monat auf, können aber in jedem Moment auftreten oder auch zu Ende gehen. Schuld daran sind auch hier wieder Hormone, welche den Geschmack verändern. Der biologische Grund kann darin liegen, dass der Körper gezielt Lebensmittel anvisiert, welche den vermuteten Mangel an Vitamine und Nährstoffen ausgleichen sollen. Noch merkwürdiger und sehr selten ist das Verlangen, nicht essbare Dinge zu verspeisen. Das können Sachen wie Kreide, Sand oder Erde sein. Die Wissenschaft spricht bei diesen Gelüsten vom Pica-Syndrom. Es bedarf einer ärztlichen Behandlung und sollte nicht alleine mit einem Symptom der Schwangerschaft in Verbindung gebracht werden.
Ist Heißhunger gefährlich für Schwangere?
Der Wunsch, übermäßig viel zu essen, gehört zu den harmloseren Beschwerden während der Schwangerschaft. Nimmt es nicht überhand und führt es nicht zu Erbrechen, sollten Schwangere ruhig ohne schlechtes Gewissen sündigen. Natürlich: Schwangere sollten grundsätzlich auf eine ausgewogene Ernährung achten. Dazu gehören Vollkornerzeugnisse, Obst und Gemüse sowie Milchprodukte, Fleisch und Fisch in einer gesunden Menge (zu viele Kalorien sind schädlich). Insbesondere Frauen, die mit einer Schwangerschaftsdiabetes zu kämpfen haben, sollten ihren Hunger auf Süßes möglichst unterdrücken.
Zu wenig Platz im Magen: Grund für Sodbrennen bei Schwangeren
Zuviel und zu schnelles Essen kann Sodbrennen hervorrufen. Das gilt für Nicht-Schwangere und erst recht für werdende Mütter. Denn bei ihnen wird die Gebärmutter jede Woche immer größer und drückt von unten auf den Magen. Nach dem Essen, wenn der Magen gefüllt ist, ist deshalb noch weniger Platz im Bauch, der Druck erhöht sich und kann Sodbrennen erzeugen. Ein Muskel, der Magen und Speiseröhre trennt, kann dem Druck nicht mehr standhalten und öffnet sich. Die Folge: Sauer Mageninhalt gelangt auf die sensible Schleimhaut und reizt diese.
Sodbrennen kann sich dabei auf unterschiedliche Weise zeigen:
- von Bauch bis Hals kommt es zu aufsteigenden Schmerzen
- erhöhter Speichelfluss
- ein saurer Geschmack im Mund
- Völlegefühl
- Aufstoßen
- Magendruck
Wie bekämpfen Schwangere ihr Sodbrennen?
Vor allem sollten sie ihre Ernährung umstellen. Dazu gehört, die Schleimhäute zu schonen, welche die Speiseröhre zusätzlich reizen können. Vermeiden sollten sie folgende Speisen und Getränke: Kaffee und schwarzen Tee sowie Süßigkeiten und scharfes Essen. Auch fette und schwere Gerichte sind ein Problem, weil sie länger im Magen verbleiben und die Verdauung verlangsamen.
Überraschend: Selbst ein gut verträgliches Getränk wie Pfefferminztee kann zu Sodbrennen führen. Wichtig: Jede Schwangere reagiert anders. Deshalb sollten Betroffene, die unter Sodbrennen leiden, genau darauf achten, welche Speisen sie exakt zu sich nehmen.
Video: Sodbrennen in der Schwangerschaft | Tipps| Linda Daskewitz
Tipps, um Sodbrennen zu bekämpfen
Kleine Mahlzeiten, die über den Tag verteilt aufgenommen werden, helfen bereits vielen Schwangeren. In der Folge wird ein gereizter Magen geschont und nicht mit viel schwerer Kost belastet. Langsam essen und gut kauen unterstützt den Magen zusätzlich bei seiner Arbeit. Um Sodbrennen speziell in der Nacht zu vermeiden, hilft es, den Oberkörper im Bett höher zu lagern.
Um Sodbrennen zu bekämpfen und Magensäure zu binden, können auch bestimmte Nahrungsmittel helfen:
- ein Esslöffel Haferflocken
- eine trockene Scheibe Brot
- Glas Milch
- als Extra-Tipp: Langsames Kauen von Haselnüssen und Mandeln
Fazit:
Eine Schwangerschaft führt zu hormonellen und körperlichen Veränderungen im Körper einer Frau. Genau deshalb sind manche von ihnen anfälliger für Beschwerden, die sie im „normalen“ Zustand niemals hatten. Das können der unerwünschte Abgang von Urin sein, Sodbrennen oder auch vermehrte Kopfschmerzen. Das Schöne: Die meisten Beschwerden lassen sich mit sanften Heilmethoden lindern. Irgendwann endet auch jede Schwangerschaft und ein neuer Lebensabschnitt beginnt.
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