Erstgebärende mit 40 Jahren. Oder noch ein Kind in späten Jahren. Immer mehr Frauen wünschen eine Schwangerschaft, auch wenn sie älter sind. So wird der Kinderwunsch erfüllt.
Späte Schwangerschaft: Kinderwunsch mit Risiko
Stars wie Brigitte Nielsen, die mit bereits 50 trotzdem noch eine problemlose Schwangerschaft hinter sich gebracht hat, oder Sängerinnen wie Gianna Nanini, die als Erstgebärende um die 60 war, machen es vor. Genauso wie Frauen, die nicht prominent sind, aber auch einen Kinderwunsch in späten Jahren hegen.
Sie alle gehen bewusst noch eine Schwangerschaft ein, obwohl sie als Mütter älter sind, und es zu Komplikationen kommen kann. Denn dass das Risiko, dass in einer späten Schwangerschaft nicht alles glatt verläuft, ist bei ihnen höher als bei jüngeren Frauen. Das zeigen Erhebungen und die daraus resultierenden Daten zahlreicher Frauen:
Späte Schwangerschaft: Steigende Zahlen
Auch in Deutschland wünschen sich immer mehr Frauen in den reiferen Lebensjahren noch ein Kind und bekommen es dann auch. Der Anteil der späten Geburten hat sich also in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Ein Beispiel: Im Jahr 2000 hatten nur zwei Prozent aller Neugeborenen Mütter in der Altersgruppe über 40. Rund 15 Jahre später liegt die Quote bei fast fünf Prozent – mehr als doppelt so hoch. Das Durchschnittsalter bei der ersten Geburt stieg von 2009 bis 2015 von 28,8 auf 29,6 Jahre.
Späte Schwangerschaft: Mehr Komplikationen
Eine Schwangerschaft mit 40 Jahren, auch als Erstgebärende, ist vor allem in so genannten reicheren Ländern keine Seltenheit mehr. Allerdings kann so eine Schwangerschaft in späten Jahren sowohl für das Baby als auch für die werdende Mutter schwieriger als bei jüngeren Schwangeren sein. Nach der Analyse von Daten, die von Hunderttausenden Schwangerer stammen, bestätigen unter anderem auch kanadische Forscher diese Behauptung.
Mit steigendem Alter zum Beginn der Schwangerschaft gebe es deutlich mehr lebensbedrohliche Komplikationen, schreibt das Team um Sarka Lisonkova von der University of British Columbia in Vancouver im Fachmagazin „PLOS Medicine“.
Im Detail sah diese Studie über Spätgebärende wie folgt aus:
- Analysiert wurden die Gesundheitsdaten von über 800 000 Frauen im US-Bundesstaat Washington.
- Die Daten stammten aus der Zeit 2003 bis 2013 von Frauen, die mit einem Kind schwanger waren.
- Als Risikofaktoren, die für eine Schwangerschaft zu Komplikationen führen könnten, wurden zum Beispiel Übergewicht oder künstliche Befruchtung ausgeklammert.
- Zum Vergleich wurde die Rate der Komplikationen bei 25 bis 29 Jahre alten Frauen herangezogen.
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Späte Schwangerschaft: Studie aus der Forschung
“Die Ergebnisse sollten die Beratung für Frauen verbessern, die darüber nachdenken, ihren Kinderwunsch auf jenseits der 40 zu verschieben”, erklärten die Forscher ihren Anreiz zu der Studie über spätgebärende Schwangere. “Da das Alter der Mütter weiter ansteigt, wird wahrscheinlich auch die Rate schwerer mütterlicher Erkrankungen in der Zukunft steigen,” so deren Meinung.
Die Studie ist dann unter dem Strich zu folgenden Ergebnissen gekommen:
- Das Risiko für eine schwere Kreislaufstörung mit Schock bei der Geburt steigt ab einem Alter von etwa 40 Jahren bei Schwangeren merklich an.
- Die Gefahr für Nierenversagen oder eine Fruchtwasserembolie nimmt ebenfalls zu.
- Leichtere Komplikationen sind Schwangerschaftsdiabetes, erhöhter Blutdruck oder Thrombosen.
- Letztere Komplikation ist lebensbedrohlich und endet in späten Schwangerschaften oft tödlich.
- Insgesamt kam es bei durchschnittlich 16 von 1000 Geburten zu schweren und lebensbedrohlichen Komplikationen, von denen einige tödlich verlaufen würden.
- Die Komplikationen in der Schwangerschaft steigen ab einem Alter von etwa 39 Jahren messbar an.
- Bei 40 bis 44 Jahre alten Müttern liegen die Komplikationen um knapp ein Prozent höher als bei den vergleichbaren 25- bis 29-Jährigen Schwangeren.
- Bei Frauen ab 50 Jahren liegt das Risiko für Komplikationen um mehr als sechs Prozent höher.
Späte Schwangerschaft: Ja zum Kinderwunsch
Neben diesen gesundheitlichen Komplikationen, die zu den eindeutigen Nachteilen einer späten Schwangerschaft gehören, gibt es auch eine Menge Vorteile, wenn die Erstgebärende schon älter ist. Das hängt mit den Gründen zusammen, warum sich der Kinderwunsch bei immer mehr Frauen erst später einstellt: Zunächst absolvieren sie eine lange Ausbildung oder ein Studium, machen noch ein Praktikum, ein Trainee-Programm oder gehen für einige Zeit ins Ausland. Bis sie also in ihrem Beruf angekommen sind und den richtigen Mann gefunden haben, der zu ihrem Kinderwunsch passt, sind Jahre ins Land gegangen.
Trotzdem sprechen mehrere Gründe für ein Ja zur späten Schwangerschaft:
- Eine ältere und reifere Schwangere erlebt die Schwangerschaft durch ihre Lebenserfahrung oft als entspannter und fühlt sich mit den körperlichen Veränderungen weniger überfordert.
- Weil sich diese Frau meist schon ausgelebt haben, leiden sie nach der späten Schwangerschaft meist weniger unter dem Gefühl, sie könnten durch das Kind etwas verpassen.
- Die meisten Frauen jenseits der 40, die noch einen Kinderwunsch haben, verfügen über ein stabiles finanzielles Fundament und sind gesellschaftlich etabliert.
- Sie sind oftmals gut über die Schwangerschaft und das zukünftige Leben mit einem Kind informiert, stellen viele Fragen und haben einen hohen Bedarf, sich mit anderen späten Müttern auszutauschen.
- Sie machen sich viele Gedanken über das Wohlergehen des entstehenden neuen Lebens, denn häufig ist diese Schwangerschaft in späten Jahren ihre letzte Chance auf Nachwuchs.
- Die Kinder von späten Schwangeren sind häufiger Wunschkinder, unter anderem, weil Frauen über 35 und noch mehr ab Mitte 40 im Durchschnitt nicht mehr so fruchtbar sind wie jüngere Frauen.
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Späte Schwangerschaft: Hilfreiche Methoden
Dass die Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter nicht mehr so hoch ist wie in jungen Jahren, dass liegt auch daran, dass nicht mehr bei jedem Zyklus eine Eizelle heranreift. Von daher ist bei vielen Frauen, die in späten Jahren ein Kind wünschen, der Anteil an Fehlgeburten und Komplikationen, wenn ihre Fruchtbarkeit denn noch zur Schwangerschaft führt, höher als der bei jüngeren Frauen.
Für die späten Mütter und ihren Kinderwunsch stehen mehrere Methoden zur Wahl:
- Hormontherapie
- Künstliche Befruchtung
- Intrauterine Insemination (IUI)
- Mikrosemination (ICSI)
Mit diesen Behandlungen besteht die Hoffnung auf eine Schwangerschaft auch in einem Alter, in dem die Fruchtbarkeit schon deutlich zurückgegangen ist. Das passende fruchtbare Alter, um schwanger zu werden und ein Kind ohne großartige Komplikationen zu gebären, liegt zwischen 20 und 30. In diesen Lebensjahren haben die meisten gesunden Frauen ausreichend Eizellen, um schwanger zu werden und ein gesundes Kind zu bekommen.
Dagegen sinken die Chancen einer späten Schwangerschaft jenseits der 40 deutlich, denn mit Beginn der so genannten Wechseljahre kommt es nur noch unregelmäßig zu Eisprüngen. Und irgendwann ist es dann bei der Frau mit der fruchtbaren Zeit vorbei. Helfen kann bei der einer oder anderen Frau zumindest zu Beginn der Wechseljahre noch eine Hormontherapie, die die Zahl der Einsprünge erhöht und die Fruchtbarkeit künstlich verlängert.
Späte Schwangerschaft: Vor- und Nachteile
Ein biologisches Problem lässt sich allerdings auch mit dieser Methode nicht aus dem Weg räumen: Mit zunehmendem Alter sinkt die Qualität der Eizellen, was in der späten Schwangerschaft dann das Risiko zu Fehlgeburten, Komplikationen oder nicht gesunden Kindern erhöhen kann. Ob diese nicht von der Hand zu weisenden Nachteile die Vorteile einer späten Schwangerschaft wirklich ausgleichen, dass kann nur jede reifere Frau, die noch einen Kinderwunsch hat, für sich entscheiden.
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