Embryo: Alkohol in der Schwangerschaft und die Folgen

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Fehlbildungen des Embryo sind sehr oft auf Alkohol in der Schwangerschaft zurückzuführen. Alkohol und Schwangerschaft vertragen sich nicht. Wer den Alkoholkonsum während der Schwangerschaft nicht meidet, riskiert Schädigungen und Fehlbildungen beim Embryo.

Wie genau verhält es sich nun, mit dem Alkohol in der Schwangerschaft?

Also, soviel ist ja schon klar: Alkohol sollte in der Schwangerschaft überhaupt nicht getrunken werden. Was passiert, wenn man es dennoch tut, davon gibt es sehr viele, sehr hässliche Bilder. Allerdings ist die Welt auch etwas vielschichtiger, als es diese zwar inhaltlich richtige, aber auch etwas schwarz-weiss-malende Aussage in den Raum stellen mag.

Oftmals weiß eine werdende Mutter noch nicht um ihre Schwangerschaft und konsumiert so in den ersten vier Wochen doch noch Alkohol. Ist dies etwas mehr als nur ein gelegentliches und genussvolles Nippen, entstehen bereits Risiken. Stellt die werdende Mutter dann plötzlich ihre Schwangerschaft fest, macht sie sich sicher Gedanken und womöglich auch den einen oder anderen Selbstvorwurf. Habe ich meinem Kind schon schwere Schäden zugefügt? Wie kann ich das wieder rückgängig machen? Wie werde ich meine Schuldgefühle los?

Ähnlich mag es einem ergehen, wenn man beispielsweise in den ersten Wochen der Schwangerschaft eine Röntgenaufnahme fertigen ließ. Auch da kommt man ins Grübeln und Nachdenken. Gute Nachricht für alle Zweifelnden: wenn es in den ersten vier Wochen der Schwangerschaft zu einer solchen Störung kommt, dann reagiert der Körper der Mutter sofort darauf oder er reagiert gar nicht. Das heisst, entweder kommt es zu einer sofortigen Fehlgeburt (Abort) oder der Alkoholkonsum hat keinerlei Auswirkungen auf die Schwangerschaft. Im letzteren Fall liegt dies daran, dass zwar Schädigungen an den Zellen des Embryo vorkommen, jedoch können die geschädigten Zellen in diesem frühen Stadium der Schwangerschaft und damit in der Entwicklung des Embryo noch mühelos durch andere Zellen ersetzt werden. Dies ist möglich, weil die Zellen zu dem Zeitpunkt sich noch nicht zu Zellen mit einer festgelegten Funktion herausgebildet haben. Sie sind noch nicht festgelegt, was man Omnipotenz nennt.

Omnipotenz der Zellen: letzter Schutz vor Schädigung

Später kann der Alkoholkonsum in der Scheangerschaft aber sehr wohl zum Beispiel zu einer Schädigung des Nervensystems führen. Entwickeln sich die Zellen weiter, so geschieht dies recht unterschiedliche. Die Zellen richten sich auf ihre spätere Funktion aus und Ausfälle von Zellen sind dann eben nicht mehr beliebig durch andere Zellen zu ersetzen. Eine Schädigung der Zellen im späteren Entwicklungsstadium führt dann zu einer meist irreparablen Schädigungen und Fehlbildungen.

Phase der Organbildung: Zeit der nachhaltigsten Schädigungen

Die Anfälligkeit für Schädigungen oder andersherum die Schwere der Auswirkungen des Alkoholkonsums in der Schwangerschaft hängt ganz von der Phase der Schwangerschaft ab, in der der Alkoholkonsum geschieht. An die möglicherweise ungefährlichen ersten vier Wochen schließt sich eine Phase von acht Wochen an (5. bis 12. Woche der Schwangerschaft) in welcher der Embryo ganz besonders empfindlich gegen Störungen von außen reagiert. Es ist die Phase der Organbildung und Organausreifung, die in dieser Zeit stattfindet. Wer schon einmal Bilder der Missbildungen an Neugeborenen gesehen hat, begreift sehr schnell, welche Auswirkungen Alkohol in der Schwangerschaft, speziell in der Phase der Organbildung, haben kann und meist auch hat.

Alkohol in der Schwangerschaft: „lebenslänglich“ für Kind und Mutter

Wer jetzt glaubt, dass dies nur Schewangerschaften betrifft, während der die Mutter einen sehr hohen Alkoholkonsum tätigt, der geht leider völlig fehl. Bereits ein mäßiger Alkoholkonsum in der Schwangerschaft macht eine gesunde Entwicklung des Kindes unmöglich. Fatal ist dabei besonders, dass man die Schädigungen den Neugeborenen und später den heranwachsenden Kindern oftmals gar nicht ansieht. Es kommt vor, dass die Schädigungen als späte Folgen erst im Verlauf der Jugend zu tage treten, wenn geistig-intellektuelle Defizite oder psychische Auffälligkeiten sichtbar werden.

Großer Irrtum: Es gibt keinen risikolosen Alkoholgrenzwert in der Schwangerschaft!

Alkohol (genauer, der Ethylalkohol) und seine Abbauprodukte (dies ist unter anderem das Acetaldehyd) sind für ihre nachgewiesenen Wirkungen bekannt. Sobald diese Stoffe den Mutterkuchen passieren, führt dies fast unmittelbat zu organischen und funktionellen Entwicklungsstörungen des Fötus. Die Gifte – nichts anders sind Alkohol und Acetaldehyd – wirken direkt auf die Zellteilung.

Ein Organ des Embryo ist dabei besonders empfindlich. Es ist das zentrale Nervensystem. Bereits geringer Alkoholkonsum in der Schwangerschaft führt zur Schädigung des Nervensystems. Noch schlimmere Folgen haben chronischer Alkoholkonsum und gelegentliches exzessives Trinken. Besonders schlimm: die Schädigungen sind stets dauerhaft. Wie stark und umfangreich die Schädigungen sind, ist nicht voraussagbar. Daher ist ein völliger Alkoholverzicht in der Schwwangerschaft nicht nur angeraten sondern Pflicht.

Dennoch: 80 Prozent aller Schwangeren trinken Alkohol

Die Erkenntnisse über Schädigungen des Embryo durch den Alkoholkonsum in der Schwangerschaft sind nun keine Erkenntnis der letzten zwei Jahre. Insofern sollte man eigentlich annehmen, dass eine werdende Mutter aus eigenem Antrieb auf Alkohol in der Schwangerschaft verzichten will. Weit gefehlt! Nur etwas sechs Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter verzichten völlig auf Alkohol. Etwa achtzig Prozent der deutschen Frauen trinkt während der Schwangerschaft Alkohol. Dies haben Untersuchungen ergeben. Als Grund geben Frauen an, dass ihnen nicht bewusst war, dass sie schwanger sind. Ein Grund, den man maximal für die ersten vier Wochen der Schwangerschaft gelten lassen mag.

Viel häufiger ist es, dass schangere Mütter die Risiken, die vom Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ausgehen, völlig unterschätzen. Grundsätzlich ist den werdenden Müttern die schädigende Wirkung des Alkohols bekannt. Allerdings herrscht vielfach der Irrglaube vor, dass ein mäßiger Alkoholkonsum unschädlich sein. Dieses völlig falsche und für des Kind fatale Argument wird natürlich auch gerne zur Rechtfertigung des eigenen Tuns herangezogen.

Fetales Alkoholsyndrom FAS: dauerhafte Schäden sind irreparabel

Kommt es zu hirnorganischen Schädigungen durch den Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft, so bilden sich diese Schäden weder zurück, noch können diese später durch therapeutische Maßnahmen geheilt werden. Kommt es zu organischen Komplikationen wie einem Herzfehler, so können diese auch nur teilweise durch eine Operation korrigiert werden. Bei den jährlich etwa 670.000 Geburten in Deutschland kommt es in cirka 2.600 Fällen zu dem sogenannten Vollbild des fetalen Alkoholsyndroms (FAS, pFAS).

FASD: Fetale Alkoholspektrum-Störungen

Kommt es zu schweren Schädigungen des Embryo oder des Neugeborenen, so spricht man vom fetalen Alkoholsyndrom (FAS). Jedoch wirken sich Schädigungen durch Alkohol während Embryonalzeit und Fetalzeit toxisch aus. Insofern wäre der passende Begriff eigentlich „Embryofetales Alkoholsyndrom“ für den gesamten Schwangerschaftszeitraum.

Welche Auswirkungen zeitigt das FAS bei Kindern?

Sind Kinder vom FAS betroffen, können sich verschiedene Störungen zeigen. So werden körperliche Störungen ebenso verzeichnet wie geistig-intellektuelle Störungen und soziale und emotionale Beeinträchtigungen. Rein äußerlich kann das FAS auch in Erscheinung treten. FAS-Kinder sind meist kleiner und weisen bei der Geburt ein geringeres Gewicht auf. Besonders auffällig ist neben dem niedrigen Geburtsgewicht die Gesichtsfehlbildung.

Das abgeflachte Mittelgesicht ist ein deutliches Kennzeichen. es geht mit einem sehr kurzen und breiten Nasenrücken einher. der Augenabstand ist ebenfalls signifikant größer, Minderwuchs und Untergewicht sind ebenfalls häufige äußere Kennzeichen. Fehlbildungen findet man auch häufig bei den Atmungsorganen, dem Skelett, dessen Muskulatur und bei Herz, Leber, Verdauungstrakt, Immunsystem, Haut und Haaren.

pFAS: das partielle Fetale Alkoholsyndrom

Mit partiellem fetalem Alkoholsyndrom werden Schädigungen bezeichnet, welche isoliert als neuropathologische Schäden am zentralen Nervensystem auftreten. In diesen Fällen treten schwere Schädigungen nicht als morphologische Veränderungen an z.B. Kopf oder Gesicht auf. Das embryofetale gehirn ist von den schädigenden Auswirkungen des Alkohols besonders stark betroffen, weil es ein Organ mit einer sehr hohen Stoffwechsellage und einer großen Wachstumsrate ist. Das pFAS sollte man nicht als abgeschwächte Form des FAS verstehen, sondern eher als eine besondere Form und Ausprägung des FAS. Man fasst auch beide Störungsbilder gerne zum FASD zusammen. FASD ist die Abkürzung für Fetale Alkoholspektrum-Störungen.

Intellektuelle Einschränkungen, soziale und emotionale Störungen

Die hirnorganischen Störungen des FAS führen bei den davon betroffenen Kindern oftmals zu sozialen und psychischen Auffälligkeiten. Leistungsstörungen der Kinder sind ebenfalls oft die Folge. Die Störungen sind sehr vielfältig. Die beginnen bei einer vermindernden Aufnahmefähigkeit und Schwächen beim Gedächtnis. Oftmals ist auch das Konzentratonsvermögen eingeschränkt und das Sprachvermögen begrenzt. Störungen werden auch bei Grobmotorik und Feinmotorik beobachtet.

Emotionale Auffälligkeiten und Verhaltensstörungen sind bei fast allen Kindern mit FAS zu beobachten. Für die Eltern und die sie umgebende Umwelt sind diese Auffälligkeiten und Verhaltensstörungen sehr belastend. Als Verhaltensstörung wird sehr häufig Hyperaktivität der Kinder verzeichnet, was bei weitem die häufigste Erscheinung ist. Die Hyperaktivität zeigt sich durch ständige motorische Unruhe, Nervosität. Die Kinder befassen sich oft nur sehr kurz mit einer Aufgabe und wechseln auch schnell von einem Spielzeug zum anderen. Im Sozialverhalten kann man eine gewisse Ungehemmtheit beobachten und auch Impulsivität.

Ein weiteres auffällige Verhalten ist das Bestreben, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. In der Schule äußert sich die Hyperaktivität dadurch, dass die Kinder nicht still sitzen können und im Klassenverband durch Undiszipliniertheit auffallen.Meist können diese Kinder mit Affekten nur schwer umgehen und besitzen wenig Frustrationstoleranz.

Die Folgen der Verhaltensstörungen können in vielen Lebensbereichen entstehen. Das fehlende Risikobewusstein und eine eingeschränkte soziale Kognition führt zu Gefahren bei Spielen und im Straßenverkehr. Risiken ergeben sich auch gegenüber Fremden. Ihre Sorglosigkeit, Hilfsbereitschaft, ihre Naivität und Freundlichkeit bergen das Risiko, sexuell mißbraucht zu werden. FAS-Patienten tragen dieses Risiko in besonders hohem Maße in sich – sowohl im Kindesalter wie im Erwachsenenalter.

Die Störungen beeinträchtigen auch die Fähigkeit, ein eigenes, selbständiges Leben zu führen. Die wenig ausgeprägte Fähigkeit, das Leben und die berufliche Entwicklung planen zu können, macht eine permanente Betreuung notwendig.


Bildnachweis: © morguefile.com – jetolla

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