Wenn Kinder in die Kita, in die Schule und in die Pubertät kommen, wühlt dies ihre Eltern emotional mächtig auf. Damit es den Eltern leichter fällt, loslassen zu lernen: lesen Sie in diesem Artikel.
Loslassen lernen: Distanz zu den Eltern gehört zum Älterwerden
Ab einem gewissen Kindesalter sind Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von den Eltern angesagt – und dies noch weit vor der Pubertät. Denn der Abnabelungsprozess beginnt schon viel früher. Bereits dann, wenn ein Kind beginnt zu laufen, wird es sich nach und nach immer selbständiger und bewegt sich eigenwillig von den Eltern fort.
Die Lösung und Trennung von den Eltern erlebt somit ein Kind schon ab seiner Geburt und im Laufe seiner Entwicklung werden immer mehr Schritte in die Unabhängigkeit gemacht. Diese Ablösung findet bei allen Menschen statt, nicht nur bei Töchtern von ihren Müttern, sondern auch bei Söhnen. Nur das letztgenannte ist weniger heftig als wenn Töchter sich von der Mutter abnabeln . Aus diesem Grunde leben viele Söhne noch während des Studiums im Elternhaus, während sich Mädchen hier meist unabhängiger machen und ausziehen. Der Grund liegt darin, dass ein Sohn gegengeschlechtlich zur Mutter ist und daher eine liebevolle und vertrauensvolle Beziehung zu seiner Mutter pflegt, mit der er sich allerdings nicht identifizieren kann.
Mädchen orientieren sich dazu im Gegensatz bereits von Anbeginn an an ihre Mutter. Denn sie ist das Vorbild der meisten Mädchen. Während des Erwachsenwerdens grenzen sich daher Mädchen deutlich ab und zeigen anderen, dass sie in der Lage sind, ihr eigenes Leben zu führen. Als gleichgeschlechtliche Erwachsene stellt die Mutter für ein Mädchen ein Vorbild dar. Das bedeutet, dass die Mutter nicht nur durch ihre Erziehung, sondern auch mit ihrem Selbstwertgefühl und ihrem Lebensstil auf die Tochter einwirkt. Der Tochter fällt es leichter ihren Weg zu finden, wenn das Leben der Mutter ausgefüllt gestaltet und sie flexibel ist. Denn so hat die Tochter die Freiheit, selbst herauszufinden, wie sie am liebsten ihr Leben gestalten möchte.
Die Selbstständigkeit der Kinder fördern
Die Bindung einer Mutter an ihrem Kind ist mit nichts zu vergleichen. Denn eine Mutter sieht ihre Kinder auch als Teil von sich selbst. Dasselbe gilt auch für ein erst wenige Monate altes Kind bis in die ersten Lebensjahre: es sieht seine Eltern und sich als Einheit. Besonders das Mutter-Kind-Verhältnis ist etwas ganz Besonderes. Auch wenn es noch so schwerfällt, dass sich der Nachwuchs ohne zu Zögern für einen Übernachtungsbesuch bei Freunden oder der Oma verabschiedet oder wenn die Kinder ohne zu murren in die Kita oder Schule gehen – lassen Sie sich nicht verängstigen und vertrauen Sie vielmehr darauf, dass Ihr Nachwuchs es gut machen wird. Denn Kinder benötigen diese Freiheit, damit sie sich entsprechend entwickeln können.
Insbesondere bei älteren Töchtern können sich die Selbstständigkeit und das Ablösen sehr heftig vollziehen. Ihr Kind braucht diese Freiheit, um sich entwickeln zu können. Denn nur so ist es möglich, dass Kinder auch zu selbstbestimmten Persönlichkeiten heranwachsen. Außerdem ist es bei Töchtern gut möglich, dass sich Tochter und Mutter nach einigen Kämpfen wieder annähern. Mütter sollten sich eines vor Augen führen: das kleine Kind, das die Tochter einst war, lässt sich nicht festhalten. Nur wenn die Mutter dem Mädchen die Freiheit gibt, eigene Erfahrungen zu sammeln und sich so weiterzuentwickeln, kann es zur Mutter zurückkehren. Im Idealfall nutzen Mütter den Ablösungsprozess ihrer Töchter für sich, um über ihr eigenes Leben nachzudenken.
Fragen Sie sich: warum ist das Loslassen so schwierig für mich? Welche Chancen gibt es dabei für mich? Wer den Prozess des Lösens seiner Kinder und des Loslassens bewusst erlebt, der kann davon profitieren. Das Loslassen bereitet vielen Eltern Schwierigkeiten, denn sie müssen akzeptieren, dass ihre einst Kleinen nun älter werden und nicht mehr auf die Hilfe von Mama und Papa im gewohnten Maß angewiesen sind. Für die Eltern ist das Loslassen ein schmerzhafter Prozess, schließlich waren zumindest Mutter und Kind in den ersten Monaten meistens kaum getrennt. Die Mutter war immer in Sichtweite und die ersten Entfernungsversuche fanden nur auf wenigen Metern statt. Das eigene Kind loszulassen setzt daher viel Vertrauen voraus und besonders Mütter sorgen mit ihren Zweifeln, Vorbehalten und Befürchtungen dafür, dass das Kind diese seelische Verfassung spürt. Die Mutter sorgt damit dafür, dass sich das Kind nur schwer von seiner Mutter löst.
Loslassen lernen – so klappt es
Großeltern können das Loslassen lernen einfacher bewältigen, wenn der Abnabelungsprozess nur schrittweise erfolgt. Am besten ist es, wenn Eltern schon möglichst früh anfangen, sich in regelmäßigen Abständen für einen bestimmten Zeitraum von dem Kind zu trennen. Lassen Sie Ihr Kind zum Beispiel bei Freunden oder Großeltern übernachten. Denn so verliert der Nachwuchs die Scheu vor fremden Menschen und im Gegenzug hat die Mutter die Möglichkeit, sich gut an die Abwesenheit des Kindes zu gewöhnen. Handelt es sich um kleinere Kinder, so sieht sie, dass sich beim Spiel mit dem Babysitter oder der Oma und dem Opa der Nachwuchs wohlfühlt.
Da immer mehr Eltern beide berufstätig sind, ist es heute nicht selten, dass Kinder bereits mit zwölf Monaten in einer Kita oder von einer Tagesmutter betreut werden. Dieser neue Lebensabschnitt sollte beim Kind gut vorbereitet werden und die Suche nach einer entsprechenden Einrichtung zur Betreuung sollte möglichst frühzeitig beginnen. Ist dann die Entscheidung für eine bestimmte Einrichtung getroffen worden, so sollte der erste Besuch zusammen mit dem Kind stattfinden.
So kann die Mutter dem Spiel des Nachwuchses mit anderen Kindern zuschauen und damit den Trennungsschmerz etwas lindern. Die meisten Kitas bieten außerdem eine Eingewöhnungszeit an – dadurch bereiten sich Mutter und Kind perfekt auf die bevorstehende Trennung vor. Vermutlich wird es weiterhin immer wieder zu Trennungsschmerz kommen – dann heißt es für die Mutter stark bleiben!
Video: Müssen wir unsere Kinder wirklich loslassen ☯
Tipp 1: Verabschieden ohne viel Aufhebens
Wie Sie sich am besten verhalten, wenn es zu einer heftigen Trennungsszene kommt – dafür gibt es keinen allgemeingültigen und ultimativen Ratschlag. Ob nun eine kurze und schmerzlose Verabschiedung oder eine länger andauernde Abschiedsszene besser sind, hängt von der individuellen Situation ab. Meistens ist es so, dass die Mutter am liebsten ihr Kind wieder einpacken und mit nach Hause nehmen würde. In solch einer Situation sollten Sie sich ins Bewusstsein rufen, dass es sich dabei um eine ganz normale Reaktion des Nachwuchses handelt und daher keinerlei Grund zur Sorge besteht.
Meistens beruhigen sich Kinder danach recht schnell und kommt die Mama wieder zurück, dann wird der Abschiedsschmerz vergessen sein. Für beide – Mutter und Kind – ist es fast immer am besten, wenn sich ohne viel Aufheben und ohne Diskussion verabschiedet wird. Nur wenn die Trennung ungewöhnlich große Probleme verursacht, sollten Sie bei den ersten Betreuungen durch Fremde mit dabei sein.
Tipp 2: Die eigene Einstellung
Loslassen lernen beginnt in Ihrem Kopf. Denn wer nicht begreift, dass ein Kind nichts anderes ist als ein weiterer Mensch auf der Erde und genauso ist, wie man selbst, der wird versuchen, es an sich zu binden. Kinder müssen genauso lernen, was es bedeutet, auf sich allein gestellt zu sein. Eltern müssen loslassen lernen und akzeptieren, dass etwas Neues beginnt.
- Machen Sie sich bewusst, dass sich Ihr Leben ständig verändert
- Loslassen bedeutet nicht, dass Sie als Eltern versagt haben
- Machen Sie sich klar, dass Sie selbst auch nicht immer alles richtigmachen
- Akzeptieren Sie, dass Ihr Kind eine eigenständige Persönlichkeit ist, die genauso wie Sie selbst Erfahrungen sammeln muss
- Ihr Kind kann andere Werte und Ansichten haben als Sie selbst
- Nicht immer läuft es so, wie Sie es sich wünschen
- Ein Kind bleibt immer das eigene Kind, auch wenn die Eltern loslassen lernen und den Nachwuchs in die Hände von Erziehern oder Lehrern geben bzw. wenn es eigenständig in der Pubertät wird
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Tipp 3: Die Gefühle steuern
Für unsere eigenen Kinder entwickeln wir viel Liebe und eine starke Bindung – dies ist wichtig, damit Kinder gedeihen können. Damit Eltern loslassen lernen, ist es allerdings ebenfalls wichtig, dass sie sich diesen Gefühlen bewusst sind. Denn nur wer weiß, was er fühlt und für sein Kind möchte, der kann erkennen, warum es in der Beziehung zum Kind zu Schwierigkeiten kommen kann. Wem dies bewusst ist, der kann seine Gefühle so verändern, dass sie dem Kind und auch ihm selbst nicht mehr im Wege stehen.
Tipp 4: An die eigene Kindheit erinnern
Auch Sie waren einmal ein Kind und sind die gleichen Stufen durchlaufen wie Ihr Nachwuchs jetzt. Überlegen Sie, wie es damals für Sie selbst war, als Ihre Eltern Sie nicht loslassen konnten. Was hätten Sie sich damals von Ihren eigenen Eltern gewünscht? Nun als Erwachsener können Sie das objektiver betrachten und sind vermutlich besser in der Lage zu erkennen, wann der Zeitpunkt zum Loslassen gekommen ist.
Video: Planet Wissen – Wie erziehe ich mein Kind?
Tipp 5: Den eigenen Kindern etwas zutrauen
Je öfter dem eigenen Kind etwas zugetraut wird, was es alleine meistern soll, desto mehr vertrauen die Eltern auch auf das eigenständige Handeln. Dadurch ist das Kind in der Lage Gefahren einzuschätzen und zu beurteilen. Nur wenn Kinder vor etwas Neuem keinerlei Angst zeigen, sondern stattdessen Neugierde und Respekt entwickeln, können sich die Eltern entspannt zurücklehnen und sich gewiss sein, dass ihr Kind auch ohne Zutun der Eltern in der Lage ist, etwas zu schaffen.
Tipp 6: Stufenweise loslassen lernen
Wenn das Loslassen in kleinen Schritten erlernt wird, fällt dies den Eltern leichter. Der Schlafbesuch bei Oma und Opa oder bei Freunden ist nicht nur für die Kinder wichtig, sondern auch für den eigenen Partner. Mit einer schrittweisen Abnabelung kommt Ihr Kind später mit Veränderungen, die das Leben mit sich bringt, besser klar. Ihr Kind lernt, dass es die Kita alleine besucht, es den Bus zur Schule alleine bewältigt oder ohne seine Eltern an einem Ort zu sein. Es kann immer wieder einmal zu Rückschlägen kommen, das ist aber normal und es wird genauso Tage geben, an denen alles gut läuft.
Tipp 7: Die Pubertät ist etwas Besonderes
Die Phase der Pubertät ist meistens von Konflikten durchzogen und die Jugendlichen sind sehr launisch. Das liegt daran, dass sich Jugendliche in der Pubertät selbst fremd vorkommen – zum einen möchten Sie noch Kind sein, zum anderen bereits erwachsen. Sie sind mit vielen neuen Anforderungen und Gefühlen konfrontiert, sodass es unter Umständen dazu kommen kann, dass selbst Eltern, die bislang eine sehr gute und vertrauensvolle Beziehung hatten, nun Probleme bekommen und ihre Beziehung neugestalten müssen.
Eltern müssen verstehen, was mit ihrem Kind zur Zeit der Pubertät passiert. Denn es findet sich zu diesem Zeitpunkt selbst. Sie sollten sich klarmachen, dass Ihr geliebtes Baby nun erwachsen wird und alleine zurechtkommen muss. Akzeptieren Sie, dass es Abstand von Ihnen benötigt und dass es viele Ansichten der Eltern infrage stellt. Schließlich spitzt sich die Situation umso mehr zu, je mehr Sie sich über den hormongesteuerten Teenie aufregen. Zur Zeit der Pubertät sollten Sie nicht mehr viel mit dem Jugendlichen machen, sondern sich stattdessen auf einige wenige, aber sehr hochwertige Gespräche und Zeiten miteinander beschränken. Wer an dieser Stelle in der Lage ist loszulassen, der gewinnt ein hohes Maß an Freiheit und mehr Zeit für den eigenen Partner.
Fazit:
Das Loslassen lernen ist ein langer Prozess und beginnt bereits in den ersten Jahren des Kindes. Sein eigenes Kind loszulassen bedeutet auch, dem Kind und sich selbst die Möglichkeit zu geben, neue Situationen zu bewältigen und die eigenen Motive und Gefühle zu betrachten. Wenn Sie sich daran erinnern, wie es damals für Sie selbst als Kind war, ist bereits der erste Schritt getan. Lassen Sie Ihr Kind stückchenweise los und trauen Sie ihm Selbstständigkeit zu. Dadurch kann Ihr Kind eigene Erfahrungen sammeln. Besonders in der Pubertät muss das Kind zu sich selbst finden können – Konflikte sind in dieser Zeit unumgänglich, allerdings sind zu viel Konflikte dafür verantwortlich, wenn die Beziehung zum Kind verloren geht.
Die Pubertät ist die härteste Phase für viele Eltern und in keiner anderen Zeit erfordern die Kinder mehr Verständnis, aber auch Geduld und Fürsorge. Denn Kinder entwickeln jetzt ihre eigene Identität und wachsen zu einem selbstständigen und eigenständigen Erwachsenen heran. Auch vom Geiste her nabelt sich der Nachwuchs mit der Zeit von den Eltern ab und lernt sich eine eigene Meinung zu bilden und diese auch zu vertreten. So schwierig dies Ihnen auch vorkommen mag: Konflikte und auch Diskussionen sind während der Pubertät für beide Teile sehr wichtig.
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