Verhütung in der Stillzeit

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Nicht nur in der Schwangerschaft, auch während der Stillzeit, müssen Mütter darauf, dass aufgenommene Stoffe auf das Kind übertragen werden können. Neben der Ernährung stellen insbesondere Medikamente ein Risiko dar ungesunde Stoffe in die Muttermilch aufzunehmen. Da in der Stillzeit kein natürlicher Verhütungsschutz besteht, stellt sich die Frage nach der geeigneten Verhütungsmethode.

Stillen ist keine ausreichende Verhütung

Immer noch hält sich die Annahme, dass allein das Stillen vor einer weiteren Schwangerschaft
 schützt. Dies ist nur bedingt richtig und hängt vom Hormonspiegel des Prolaktin ab. Beim
 Stillen wird aus der Hirnanhangsdrüse Prolaktin freigesetzt, das den Eisprung unterdrückt.

Um jedoch eine ausreichende Hormonmenge im Körper aufzuweisen, muss mindestens 80 Minuten jeden Tag gestillt werden, beispielsweise sechsmal eine knappe Viertelstunde. Das Zufüttern von Breikost darf nicht erfolgen.
Sinkt der Prolaktin-Spiegel, kann ein Eisprung stattfinden, wonach zwei Wochen später die
Regelblutung wieder einsetzt. Damit ist die Möglichkeit einer Schwangerschaft gegeben. Das Stillen allein bietet somit keinen zuverlässigen Verhütungsschutz.

Video: Verhütung nach der Geburt

Verhütung – was gilt als sicher?

Wie sicher eine Methode zur Empfängnisverhütung ist, wird anhand des Pearl-Index (PI) definiert.
Wenn keine Empfängnisverhütung vorgenommen wird, liegt der natürliche Pearl-Index zwischen 20
und 90. Das bedeutet, dass von 100 Frauen, die nicht verhüten, 20 bis 90 schwanger werden.

Der Pearl-Index bezieht sich immer auf das Verhältnis von 100 Frauen, die eine bestimmte
Verhütungsmethode verwenden, zu den darunter innerhalb eines Jahres entstehenden Schwangerschaften. Neben der Sicherheit muss während der Stillzeit auch die Verträglichkeit bzw. mögliche Gesundheitsrisiken berücksichtigt werden.

Verhütungsmethoden im Überblick

Grundsätzlich kann man zwischen natürlicher, mechanischer, chemischer und hormoneller Verhütung unterscheiden. Sie sind durch eine individuelle Sicherheit und Verträglichkeit gekennzeichnet.

Natürliche Verhütung

Wenn eine erneut Schwangerschaft grundsätzlich kein Problem darstellen würde, bietet es sich an auf natürliche Methoden wie die Kalender-, Basaltemperatur- oder Billings-Methode zurückzugreifen. Hierbei besteht keinerlei Nebenwirkungsrisiko für Mutter oder Kind. Hierbei werden lediglich Körpertemperatur und Zervixschleim zur Bestimmung der fruchtbaren Tage beobachtet. Da diese Methodik jedoch auf einem regelmäßigem und den damit einhergehenden körperlichen beruht, ist eine sichere Bestimmung der fruchtbaren Tage kurz nach der Schwangerschaft kaum möglich.

Ärzte raten daher dazu sich erst nach etwa drei Monaten auf eine natürliche Verhütung zu verlassen, da sich erst dann der Hormonspiegel wieder normalisiert hat. Entsprechend der zahlreichen beeinflussenden Faktoren variiert der Pearl Index zwischen 0.35 bis 35.

Barrieremethoden:

Zu den Barrieremethoden (mechanische Verhütung) zählen Kondom, Diaphragma oder Portiokappe. Wer im Umgang mit diesen Methoden nicht geübt ist, kann schnell Anwendungsfehlern unterliegen, die die Sicherheit herabsenken. Paare, die an den Umgang mit Barrieremethoden gewohnt sind, können hierin jedoch eine zuverlässige Verhütungsmethode finden, die zudem das Risiko für die Übertragung von Giftstoffen in die Muttermilch ausschließt.

Zu beachten gilt: Die Benutzung einer Portiokappe, die auf den Muttermund aufgesetzt wird, ist nach einer Geburt wesentlich unsicherer als bei Frauen, die noch kein Kind bekommen haben. Der Pearl-Index steigt dadurch von 2 – 7 auf bis zu 29 an. Das Diaphragma muss vor der Verwendung von einem Gynäkologen angepasst werden – danach ist es mit einem Pearl-Index von 2 – 6 recht sicher. Einen ähnlichen Pearl-Index (4 – 5) hat das Kondom bei korrekter Verwendung, welches zudem vor dem Eindringen von Bakterien in die von der Geburt gereizte Vagina schützt.

Zu den Barrieremethoden (mechanische Verhütung) zählen Kondom, Diaphragma oder Portiokappe. (#02)

Zu den Barrieremethoden (mechanische Verhütung) zählen Kondom, Diaphragma oder Portiokappe. (#02)

Spirale:

Das Intrauterinpessar („Spirale“) kann nach Ende des Wochenflusses (etwa vier bis sechs Wochen nach der Geburt) vom Gynäkologen eingesetzt werden. Zuvor besteht die Gefahr, dass es ausgespült wird.

Bei der Spirale handelt es entweder um einen T-förmigen Kupferdraht oder einen Kunststoffkörper mit einer Kupfer-Gold-Legierung. Manche Präparate setzen Hormone, nämlich ein Gestagen, frei, diese heißen dann Intrauterinsysteme („Hormonspiralen“). Spiralen können drei bis fünf Jahre in der Gebärmutter verbleiben. Die Verhütungsmethode gehört zu den sichersten Varianten; der Pearl-Index liegt bei der Kupferspirale bei 0.6-2.7 und bei der Hormonspirale bei 0.16.

Grundsätzlich ist zu Beginn der Stillzeit der Einsatz von hormonellen Verhütungsmethoden eher zu vermeiden, da die Gefahr besteht, dass die Milchproduktion und Milchqualität beeinträchtigt wird. Da Gestagen jedoch nicht in der Muttermilch übergeht, kann die Hormonspirale auch in der Stillzeit eingesetzt werden. Ein Risiko der Spirale besteht darin, dass sie das Aufsteigen von Keimen erleichtert – auf diesem Weg kann sich die Schleimhaut der Gebärmutter entzünden.

Hormonelle Verhütung

Zur hormonellen Verhütung zählen die Antibabypille, das Hormonimplantat, die Dreimonatsspritze, Verhütungspflaster sowie -ring und die Hormonspirale. Hormonpräparate mit Östrogenen sollten während der Stillzeit nicht angewendet werden, da ein hoher Spiegel an Östrogen die Milchbildung verringert und die Hormone auch in die Muttermilch gelangen können. Gestagen gilt als ungefährlich, jedoch sollten auch diese Präparate erst 6 Wochen nach der Geburt angewandt werden.

Auf kombinierte Antibabypillen aber auch Verhütungspflaster und –ring muss aufgrund des enthaltenen Östrogens also verzichtet werden. Möglich ist die Anwendung der Minipille, die lediglich Gestagen enthält. Jedoch muss hierbei noch strenger auf die regelmäßige Einnahme geachtet werden – das Einnahmefenster liegt bei 3 Stunden. Diese Methode ist bei korrekter Einnahme jedoch sehr zuverlässig mit einem Pearl Index von 0.14-3.

Hormonimplantat und Dreimonatsspritze müssen von einem Arzt verabreicht werden. Dies erfolgt in der Regel etwa 6 Wochen nach der Geburt. Beim Implantat sind Zwischenblutungen möglich. Sie sind für das Kind nicht schädlich, jedoch sollte die Mutter bei der Hygiene auf Damenbinden anstatt Tampons setzen um die angegriffenen Schleimhäute nicht zu reizen.

Sterilisation:

Ist die Familienplanung nach der Geburt abgeschlossen, kann natürlich ebenso auf eine Sterilisation der Frau oder des Mannes zurückgegriffen werden. Mit einem Pearl Index von 0.1-0.3 gilt dies als sicherste Methode.
Die Sterilisation der Frau durch eine sogenannte Tubenligatur ist normalerweise nicht rückgängig zu machen, die Vasektomie beim Mann ist im Vergleich wesentlich risiko- und nebenwirkungsärmer und meist wieder umkehrbar. Für viele Paare bietet sich daher der Eingriff beim Mann an, der auch bereits während der Schwangerschaft erfolgen kann.

Wird der Eingriff bei der Frau durchgeführt ist dies bereits kurz nach der Geburt möglich. Ist ein Kaiserschnitt geplant, bietet es sich an, den Eingriff während der Operation vorzunehmen.

Stillen und sicher verhüten sind mit einigen Überlegungen und einem passenden Plan machbar. (#01)

Stillen und sicher verhüten sind mit einigen Überlegungen und einem passenden Plan machbar. (#01)

Was tun im Notfall?

Falls die Wahrscheinlichkeit einer entstandenen Schwangerschaft besteht, weil nicht korrekt
 verhütet wurde, kann die „Pille danach“ notfallmäßig eingenommen werden. Ihre Anwendung ist für 
die Mutter körperlich belastend und die große Hormonmenge kann in die Muttermilch übergehen, weshalb eine Anwendung nicht leichtfertig erfolgen sollte.

Es sollte wenn möglich auf Präparate mit dem Wirkstoff Levonorgestrel zurückgegriffen werden, da dieses eine kürzere Stillpause von mindestens 8 Stunden nötig macht. Entsprechend ist eine Einnahme direkt nach dem Stillen zu empfehlen. Sollte dennoch auf ein Präparat mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat zurückgegriffen werden, sollte eine
 Stillpause von wenigstens einer Woche eingehalten werden. In diesem Zeitraum ist es ratsam, die 
Milch abzupumpen, damit der Milchfluss danach nicht versiegt. Die abgepumpte Milch darf nicht dem Kind gegeben, sondern muss entsorgt werden.


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